Manchester – Die „kalte Dusche“ gab es für die Bayern – oder besser: ihren Chef – am dritten Advent schon vor dem Anpfiff. Denn als Jan-Christian Dreesen gestern Abend auf dem Rasen der Allianz Arena am Mikrofon stand, wurde er nass, sehr nass. Die Sprinkleranlage ging an, und zwar ohne Rücksicht aus Verluste. Gute 90 Minuten später war klar, dass Dreesen sich gerne geopfert hat. Denn auf dem Rasen verpasste der FC Bayern – oder besser: Harry Kane – dem VfB Stuttgart die kalte Dusche.
3:0 (1:0) hieß es im Spitzenspiel des 15. Spieltags – und das verdient. Denn Kane war mit seinen Saisontreffern Nummer 19 und 20 (2./55.) zwar neben Torschützen Minjae Kim (63.) der Mann des letzten Heimspiels im Jahr 2023, die Bayern zeigten sich aber mit einer aus der Not geborenen Elf im Kollektiv stark. „Das war wahrscheinlich unsere beste Saisonleistung“, sagte der Torjäger danach bei DAZN: „Wir hatten eine richtig gute Intensität.“
Stuttgart, zuletzt zwei Mal mit einem Punkt aus München abgereist, ist auf vier Punkte distanziert; das Gefühl vor dem Jahresfinale am Mittwoch in Wolfsburg gut. Und das, obwohl Thomas Tuchel aufgrund von Verletzungen und Krankheiten zu vielen Umstellungen gezwungen war. Gala trotz Grippe.
Zusätzlich zu den verletzten Kingsley Coman und Noussair Mazraoui hatte sich nämlich kurzfristig die gesamte Schaltzentrale abgemeldet. Sowohl Joshua Kimmich als auch Leon Goretzka mussten erkrankt passen und wurden von Raphael Guerreiro und Aleksandar Pavlovic ersetzt. Offensiv bekam Thomas Müller seine Chance auf der rechten Außenbahn – und war gleich am Führungstreffer beteiligt. Im Spielaufbau des VfB eroberte der 34-Jährige den Ball und bediente Leroy Sané hinter der Kette. Und weil sich der Nationalspieler mit etwas Glück gegen Alexander Nübel, die herausgeeilte Bayern-Leihgabe im VfB-Tor, durchsetzte, kam der Pass auf Kane an. Der Stürmer machte gewohnt kurzen Prozess. Obwohl die Fans wegen des Protests gegen die DFL zwölf Minuten schwiegen – und auch danach wegen eines Notarzt-Einsatzes lange still waren –, mussten sie kurz jubeln.
Für Stuttgart und Trainer Sebastian Hoeneß hätte dieser Adventsabend nicht bitterer starten können. Der Schock saß tief, trotzdem deuteten die Gästen ihr Potenzial immer wieder an. Mehr aber nicht. „Hatten die Stuttgarter überhaupt eine Torchance? Wir haben überragend gespielt, so muss es weitergehen“, urteilte etwa Sané nach der Partie bei Sat.1.
Der Rekordmeister konterte außerdem stark. Hinten war die Abwehr um den auffallend motivierten Kim deutlich besser, immer wieder ging es über Müller, Jamal Musiala, Sané und Kane schnell, wenn der Ball erobert war. Konrad Laimer hatte eine Halbchance (8.), Dayot Upamecano versuchte es per Kopf (14.), ein Freistoß von Sané war vielversprechend (33.). Die besten Chancen zum 2:0 hatten Sané im Alleingang (37.) und Kane (40./45.), der an Nübel scheiterte. Zweimal zappelte der Ball außerdem im Netz (24./45.), bevor auf Abseits entschieden wurde.
Nach der Pause passierte es dann. Ein Pavlovic-Freistoß landete auf Kims Kopf, der Kane bediente – 2:0. Alles klar machte Kim mit abgefälschtem Kopfball nach einer (nicht regelkonformen) Pavlovic-Ecke (63.). Einzig ein paar Sorgen um Alphonso Davies blieben Bayern. Als der Kanadier vom Feld musste, war die Dusche für den VfB aber schon: eiskalt.