München – Als Thomas Müller an die Mikrofone trat, war Aleksandar Pavlovic längst weg. Aber trotzdem wird der 19-Jährige mitbekommen haben, dass zwei Torvorlagen nicht reichen, um den größten Förderer zufrieden zu stellen. Als „Stammtisch hoch 14“ nämlich hatte der Weltmeister die These bezeichnet, dass Campus-Kicker Pavlovic besonders gute Standards schießen könne – und schonungslos ehrlich gesagt: „Die ersten waren gar nichts.“ Da hat einer verstanden, wie man die Jugend anpacken muss. Stichworte: Zuckerbrot und Peitsche.
Seit Wochen weiß man, dass Müller und Pavlovic ein besonderes Verhältnis haben. Als Ergänzungsspieler trainiert man oft gemeinsam – und es ist schon auch auffallend, dass Müller der Deutsch-Serbe besonders am Herzen liegt. „Er ist ein Fußballer. Der kann laufen, der kann kämpfen, der kann kicken“, sagte der 34-Jährige nach dem 3:0 (1:0) gegen den VfB Stuttgart, bei dem jeweils eine Pavlovic-Ecke und ein Pavlovic-Freistoß zu Treffern geführt hatten. Er erinnerte aber gerne auch an jene Minuten in der Anfangsphase der Partie, in denen dem Jung-Sechser die Ballsicherheit noch fehlte. „Luft nach oben“ sieht Müller, und auch Thomas Tuchel sagte nach dem Standard-Lob („guter Junge“) nicht ohne Hintergedanken: „Jetzt lassen wir mal die Kirche im Dorf.“
Pavlovic selbst wusste mit dem Rummel um seine Person sowieso nicht allzu viel anzufangen. Erst kurz vor dem Anpfiff hatte er erfahren, dass er gemeinsam mit Raphael Guerreiro die erkrankten Joshua Kimmich und Leon Goretzka ersetzen solle. „Nervosität war da“, gab er zu, „aber dann ist man so in seinem Film, blendet alles andere aus und spielt einfach nur Fußball.“ Schon in Dortmund hatte er eine „gute halbe Stunde“ geliefert (Tuchel), gegen den VfB wurde er binnen 90 Minuten immer sicherer. So sicher, dass die Debatte über die viel zitierte und von Tuchel dringend erwünschte „holding six“ neu befeuert wurde: Reicht nicht etwa Pavlovic?
„Wir vertrauen ihm“, sagte Tuchel, ging aber nicht so ins Detail wie Präsident Herbert Hainer. Der nämlich führte aus: „In einem kleinen Kader kriegen solche Spieler eine Chance. Das muss das Ziel sein.“ Als Siebenjähriger kam Pavlovic in die Bayern-Jugend, nun ruhen die Hoffnungen der Bosse auf ihm. „Der Campus kostet eine Menge Geld“, sagte Hainer – und schob hinterher: „Auf der Bank ist noch keiner besser geworden.“ Auch diese Worte wird Pavlovic vernommen haben. Mehr Zuckerbrot als Peitsche. Es gibt Schlechteres, als den Segen von ganz oben zu haben. hlr, vt, pk