München – Weit nach Spielende wurde es noch einmal laut im Kabinentrakt. War etwa doch nicht alles rosarot beim EHC Red Bull München nach dem 3:0 über Schwenningen? In der lauten und klaren Stimme von Dominik Bittner war jedoch schnell feixender Tonfall zu erkennen. Spätestens als der Verteidiger mit breitem Grinsen die Mixed Zone betrat, waren alle Zweifel verflogen. „Die Tölzer und ich haben wieder diskutiert, ob es nun Göid oder Gäid heißt. Das ist der Nummer eins Streitpunkt bei uns“, so der gebürtige Weilheimer.
In Momenten wie diesen merkt man: Dominik Bittner fühlt sich richtig wohl beim EHC. Nachdem er sich 2007 aus Bayern verabschiedet hatte, war der Mann mit dem Rauschebart im Sommer von den Grizzlys Wolfsburg in den Freistaat zurückgekehrt. „Ich wollte wieder näher an der Heimat sein, schließlich habe ich die Hälfte meines Lebens auf Wanderschaft verbracht,“ begründete Bittner seine Entscheidung, nach München zu gehen.
Stand jetzt der absolut richtige Schritt, sowohl persönlich als auch für den EHC. Bittner weist von allen Münchnern die beste Plus-Minus-Statistik auf, stabilisiert die Abwehr und schaltet sich auch immer häufiger offensiv mit ein. Gegen sein Ex-Team aus Schwenningen gelangen dem Nationalspieler erneut zwei Assists. „Diese Statistiken sind mir, um ehrlich zu sein, nicht wichtig. Mein Hauptfokus ist es immer, eine saubere Defensive zu spielen, aber wenn sich die Möglichkeit für Offensive bietet, nehme ich sie gerne an“, analysierte der 31-Jährige sachlich.
Genauso so sachlich wie im Interview wirkte der Meister von 2015 auch auf dem Feld. Vier Gegentore in den letzten vier DEL-Spielen verdeutlichen die Qualität der Münchner Verteidigung um Bittner. „Wir haben unsere Defensive etwas umgestellt und versuchen nun aggressiver zu agieren“, erklärte Trainer Toni Söderholm. „Mit dieser Anpassung klappt es momentan sehr gut“, bestätigte auch „Bits“. Die Basis für solch gute Leistungen auf dem Eis ist ein gutes Verständnis innerhalb der Mannschaft. „Gerade jetzt in der Weihnachtszeit rücken wir alle noch mal näher zusammen. Viele Spieler sind weit weg von ihren Familien, deswegen ist es gut, dass wir so viel Zeit zusammen verbringen“, bekräftigte Bittner, der viele seiner Kollegen schon aus Jugendtagen kennt.
„Ich kann mich noch erinnern, wie wir uns mit 16 kennengelernt haben, Dominik ist einfach ein klasse Typ“, so Torhüter Matthias Niederberger über den Mehrwert des Routiniers abseits des Spielfeldes. Trotz des engen Spielplans mit fünf Spielen in elf Tagen ist die Stimmung in der EHC-Kabine also hervorragend. Nur ein Streitpunkt bleibt: „Bei der Aussprache haben wir noch keinen Konsens gefunden“, resümierte Bittner mit einem Lachen.