München – Verkehrte Welt in München? Schluss damit. Normalerweise spielt der FC Bayern äußerst dominant. Am vergangenen Sonntag gegen den VfB Stuttgart hatte der Rekordmeister allerdings über die gesamte Spieldauer weniger Ballbesitz als der Gegner. Unüblich, aber erfolgreich. Trotz souveränen 3:0-Erfolgs will Trainer Thomas Tuchel (50) heute (20.30 Uhr, Sky) beim Jahresabschluss in Wolfsburg aber zu alter Dominanz zurückkehren.
„Wir wollten gegen Stuttgart nicht bewusst auf Ballbesitz verzichten. Sie haben das gut gemacht und hatten kurze Abstände. Wir wussten, dass wir schlau anlaufen müssen, wenn wir Chancen auf Ballgewinne haben wollten“, erklärte Tuchel gestern. Für das Duell mit Wolfsburg kündigte der Trainer an: „Wir wollen besser im Ballbesitz sein. Wolfsburg hat eine andere Taktik als Stuttgart. Wir erwarten wieder eine Fünferkette. Wir wünschen wieder mehr Ballbesitz und jetzt werden wieder neue Aufgaben gestellt. Es liegt an uns.“
Gut möglich, dass Tuchel gegen die Mannschaft von Trainer Niko Kovac (52) wieder auf Joshua Kimmich (28) und Leon Goretzka (28) verzichten muss. Es gebe bei den zuletzt erkrankt fehlenden Mittelfeldspielern „mehr oder weniger ein stündliches oder zweistündliches Update“, so Tuche. „Wir hoffen, aber es wird super eng.“
Kimmich und Goretzka waren am Sonntag gegen Stuttgart kurzfristig erkältet ausgefallen. Die Notlösung auf der Doppel-Sechs hieß Raphael Guerreiro (29) und Aleksandar Pavlovic (19). Den Youngster sieht Tuchel aber nicht als Stamm-Sechser. „Wir wussten schon vorher, dass wir Aleks haben und was er kann. Er war schon immer stark im Training. Niemand ist geholfen, wenn Aleks mit 19 jetzt unsere Lösung auf dieser Position ist“, meinte der Trainer. „Es ist gut, wenn wir jetzt niemanden in den Himmel hoch loben. Es ist gut, wie er das macht.“
Wolfsburg-Trainer Kovac sieht die Partie gegen seinen Ex-Club übrigens als „Bonusspiel“. Die Bayern seien eine Mannschaft, die „immens stark“ ist: „Alle erwarten einen klaren Sieg des FC Bayern München.“ Dennoch wolle der Tabellen-Neunte „alles geben“.
Thomas Tuchel sei für ihn aktuell der beste deutsche Trainer, sagte Kovac und versah diesen Satz nur mit einer kleinen Einschränkung: „In Deutschland – wir haben ja noch einen in England.“ Auf das Wiedersehen mit seinem Ex-Club freut er sich: „Wenn ich alle aufzählen würde, wäre es zu viel. Ich freue mich auf jeden einzelnen, den ich kenne.“ PHILIPP KESSLER UND VINZENT TSCHIRPKE