Durchbruch für die Macher der Super League?

von Redaktion

Vor dem EuGH-Urteil: Der Münchner Kartellrechts-Experte Orth erwartet ein prinzipielles Ja zu neuen Formaten

VON PHILIPP KESSLER

München – Wie geht es weiter mit der Super League? Am Donnerstag wird diesbezüglich ein wegweisendes Urteil vom Europäischen Gerichtshof erwartet. Es geht vor allem darum, wie die UEFA künftig mit ihrer Monopolstellung, internationale Spiele auszurichten, umgeht. Bislang ist es Clubs und Spielern nämlich nicht erlaubt, außerhalb des Verbandes an konkurrierenden europäischen Wettbewerben ohne Konsequenzen teilzunehmen.

„Der EuGH wird am Donnerstag bestimmen, wie viel Einfluss die Clubs und auch die Spieler auf die Turnierorganisation und Vermarktung des Fußballs bekommen. Allerdings hat dann das Handelsgericht in Madrid auch noch ein entscheidendes Wort mitzureden“, sagt der Kartellrechts-Experte Mark-E. Orth zu unserer Zeitung. Der Münchner Rechtsanwalt kennt sich in Sachen Super League bestens aus, beriet in dieser Thematik bereits diverse Vereine. Orth: „Berücksichtigt man die bisherige Rechtsprechung, so ist durchaus damit zu rechnen, dass sich der Spielraum der Clubs vergrößern wird.“

Im April 2021 hatten zwölf europäische Topclubs, darunter Real Madrid, FC Barcelona und Juventus Turin, ohne deutsche Beteiligung ihren ursprünglichen Plan für eine Super League mit fester Mitgliedschaft als Konkurrenz zur bestehende Champions League der UEFA vorgestellt. Dieser wurde nach starken Protesten von Ligen, Verbänden und Fans sowie Androhung von Klagen und Wettbewerbsausschlüssen zunächst schnell wieder verworfen. Nun wollen die Macher einen offenen Wettbewerb mit 60 bis 80 Teams in mehreren Spielklassen schaffen. Bei den Super-League-Befürwortern herrscht große Zuversicht, dass dies künftig auch erlaubt sein wird.

„Wir sind grundsätzlich optimistisch und haben großes Vertrauen in das europäische Rechtssystem“, sagte Bernd Reichart, der als Chef des Projektentwicklers A22 die Super-League-Pläne vorantreibt. „Es ist ein wichtiger Meilenstein, weil wir dann erfahren, ob der Markt geöffnet wird. Wenn der EuGH es möglich macht, dass die Clubs Souveränität über ihren eigenen Wettbewerb erlangen, werden sie auch Hand anlegen. Davon bin ich überzeugt.“

Auch Orth glaubt, dass die Super-League-Macher Grund zur Freude haben werden. „Beinahe sicher ist, dass der EuGH die Türe für mehr Wettbewerb in der Organisation und Vermarktung von Fußballspielen weiter öffnen wird. Die Frage ist nur noch, wie weit.“ Der Kartellrechts-Experte sagt mit Blick auf die Skeptiker: „Die Fußballfans werden durch spannenderen Wettbewerb von dieser Entwicklung profitieren, auch wenn sie auf diesem Weg die ein oder andere Fehlentwicklung miterleben müssen. Wie schon Erich Kästner sagte: ‚Nicht jeder der nach Indien fährt, entdeckt Amerika.’ Voraussetzung ist aber, dass man überhaupt lossegeln darf, und wieweit man das darf, wird der EuGH am Donnerstag entscheiden.“ Das letzte Wort zur Super League wird nach dem Urteil aber noch nicht gesprochen sein.

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