Hoeneß teilt aus

von Redaktion

FCB-Patron über Kroos-Rückkehr zum DFB, TV-Kritiker und Thomas Müller

VON PHILIPP KESSLER

München – Wenn Uli Hoeneß (71) etwas zu sagen hat, nimmt er kein Blatt vor den Mund. So auch am späten Montagabend bei ServusTV in Salzburg. In der Sendung „Sport und Talk“ war der Ehrenpräsident des FC Bayern gemeinsam mit Sportdirektor Christoph Freund (46) zu Gast. Dabei sprach Hoeneß wie immer Klartext – nicht nur zum deutschen Rekordmeister.

Ein Streit-Thema: ein mögliches DFB-Comeback von Real-Star Toni Kroos (33), der nach der verkorksten EM 2021 aus der Nationalmannschaft zurückgetreten war. Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) hatte zuletzt im ZDF Gerüchte über einen Rückholaktion des Weltmeisters von 2014 befeuert. Hoeneß ist dagegen. „Toni Kroos ist ein überragender Fußballspieler, aber ich glaube nicht, dass es möglich ist, dass er den deutschen Fußball rettet“, erklärte der Bayern-Patron. „Er hat so viele tolle Dinge gemacht, aber ich finde es ein Titanic-Signal, wenn wir uns jetzt auf Toni Kroos stürzen müssen.“

Auch Didi Hamann (50), Lothar Matthäus (62) & Co. sieht Hoeneß kritisch. „Ich halte ja von TV-Experten relativ wenig, weil diese sogenannten TV-Experten wissen alles besser, haben aber selber alles noch nie besser gemacht. Die meisten dieser Herren, Didi Hamann an der Spitze, haben noch nie im Leben außer Fußballspielen irgendetwas geleistet und wollen uns allen klar machen, wie Fußball geht. Das stört mich sehr“, meint Hoeneß. „Diese moralische Keule, wie sie dann kritisieren, wenn ein Spieler mal einen Fehler macht. Ich habe sie alle erlebt und selber waren sie keine Weisenknaben als Fußballspieler.“ Deutlich positiver ist der Ehrenpräsident in Bezug auf die Österreicher beim FC Bayern zu sprechen. Über Sommer-Neuzugang Konrad Laimer (26), der im Sommer ablösefrei aus Leipzig kam, sagt Hoeneß: „Gerade Konni ist ein fantastischer Spieler für uns. Er ist ein Traum jedes Trainers, weil er so vielseitig einsetzbar ist. Ist der rechte Verteidiger verletzt, dann spielt der Konni. Ist der Sechser nicht da, dann spielt der Konni. Das sind die Spieler, die man braucht. Du gewinnst nicht alle wichtigen Titeln nur mit Häuptlingen, sondern du brauchst auch Leute, die sich den Arsch aufreißen. Und da ist Konni einer, mit dem wir wunderbar leben können.“

Auch von Ex-Salzburg-Boss Freund, seit September Bayern-Sportdirektor, ist Hoeneß begeistert. „Aus heutiger Sicht lässt sich jetzt schon sagen nach relativ kurzer Zeit, dass wir da einen Glücksgriff gemacht haben“, schwärmt er. Hoeneß warnt Freund aber gleichzeitig vor turbulenteren Phasen: „Bisher hatten wir noch kein großes Theater, das beim FC Bayern aber schon kommen kann. Da wird er seine Feuertaufe noch machen müssen. Aber wir sind überzeugt, dass er auf jeder Tanzfläche tanzen kann.“

Die Verträge von Kapitän Manuel Neuer (37) und Ersatztorwart Sven Ulreich (35) hat Freund kürzlich bis 2025 verlängert. Gleiches gilt für Thomas Müller (34). Hoeneß: „Es ist nur eine Frage von Tagen oder Stunden, bis es bekannt gegeben wird.“ Bereits am Tag danach war es soweit (siehe Blickpunkt).

Freunds größte Herausforderung im Januar ist, einen neuen Innenverteidiger, der im Idealfall auch rechts hinten spielen kann, zu verpflichten. Hoeneß: „So wie ich Christoph kennengelernt habe, wird er liefern.“ Mit Nestory Irankunda (17/Adelaide United) und Bryan Zaragoza (22/Girona) stehen bereits zwei Sommer-Neuzugänge fest.

Trotz der ausgezeichneten Arbeit Freunds bestätigte Hoeneß, dass der FC Bayern im Laufe der nächsten sechs Monate „sehr wahrscheinlich“ einen Sportvorstand installieren werde. „Aber das hat überhaupt nichts mit Christoph zu tun und ändert überhaupt nicht seine Aufgabe“, stellte der Ehrenpräsident klar. Als Favorit auf den vakanten Posten gilt Max Eberl (50).

Hoeneß selbst, der im vergangenen Sommer wie Karl-Heinz Rummenigge (68) Teil der Transfer-Taskforce war, will bald wieder kürzertreten: „Das Ziel ist auf jeden Fall, wenn Karl-Heinz Rummenigge und ich das Gefühl haben, dass der FC Bayern in ganz ruhiges Fahrwasser gekommen ist. Ich denke, dass das im ersten Halbjahr nächstes Jahr so weit sein wird. Dann werden wir uns wieder in den Hintergrund stellen und im Aufsichtsrat aufpassen, dass es gut läuft.“

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