Wolfsburg –Dieser letzte Arbeitstag des Jahres 2023 war auch für Jamal Musiala länger als die 99, die er zuvor in der Bundesliga erlebt hat. Von 10.15 Uhr morgens bis 3.30 Uhr heute Nacht war der Tross des FC Bayern für den Jahresabschluss beim VfL Wolfsburg unterwegs – aber der Mammut-Trip hat sich gelohnt. Für Musiala, der mit 20 Jahren und 297 Tagen als jüngster Bayer die Marke von 100 Liga-Spielen knackte und die Bayern mit seinem Kopfball-Treffer zum 1:0 (33.) auf die Siegesstraße brachte. Für Harry Kane, der per Traumschuss auf 2:0 (43.) erhöhte. Für Thomas Müller, der beide Treffer vorbereitete. Und somit am Ende – trotz des Gegentreffers von Maximilian Arnold (45.+1) und einer wilden zweiten Hälfte – für alle.
Das 2:1 (2:1) in Wolfsburg festigte den zweiten Tabellenplatz, mit dem sich das Team von Thomas Tuchel in die Weihnachtspause verabschiedet. „Das sind ganz wichtige drei Punkte vor der Winterpause, die tun richtig gut“, sagte Bayerns Sportdirektor Christoph Freund bei „Sky“. Aber das Spiel passte in seiner Dramaturgie zum turbulenten Bayern-Jahr. In der zweiten Halbzeit mussten die Gäste viel tun, um den Sieg über die Zeit zu bringen. Freund: „Es war klar, dass wir uns heute durchbeißen müssen, weil die Personalsituation angespannt ist.“
Es war das erste Mal, dass Tuchel in seiner Amtszeit beim FC Bayern zwei Mal hintereinander auf dieselbe Startformation setzte. Aber der Trainer hatte auch keine andere Wahl. Weil Leon Goretzka und Joshua Kimmich nach wie vor krank waren, konnten sie sich direkt in die Weihnachtsferien verabschieden, während Aleksandar Pavlovic und Raphael Guerreiro ihre Posten auf der Doppel-Sechs bekleideten. Dass auf der Bank gerade mal sechs Spieler Platz nahmen, zeigte, dass die Bayern aus dem letzten Loch pfiffen. An ihrem Vorhaben, das Jahr erfolgreich abzuschließen, änderte das nichts.
Ungemütlich war es im Wolfsburger Dauerregen, aber die Gäste zogen ihr Spiel auf. Während sich die Elf von Niko Kovac aufs Verteidigen konzentrierte, trieb die Tuchel-Elf den Ball nach vorne. Die ersten Pässe waren zu schlampig, oft fehlte die Abstimmung. Möglichkeiten wie nach einem ersten Guerreiro-Ballverlust (4.) durch Svanberg hatte der VfL aber nicht oft. Vielmehr war es eine Frage der Zeit, ehe auf der anderen Seite ein Treffer fiel.
Zwei Pavlovic-Standards konnten Minjae Kim (6.) und Kane (8.) nicht unterbringen, Guerreiro probierte es mit einem Fernschuss (13.), Leroy Sané per Freistoß (23.). Die erste Großchance vergaben Müller und Guerreiro (27.), ehe der agile Müller auch noch den Pfosten traf (33.) Im Netz zappelte der Ball schließlich, als wiederum Müller von rechts Musiala bediente, der per Kopf (!) zum 1:0 traf. Zehn Minuten später hatte Müller das Auge für Kane – dessen 21. Saisontreffer: ein Traum-Rechtsschuss aus rund 18 Metern. Blöd nur, dass es Maximilian Arnold auf der Gegenseite ähnlich gut machte. Der Anschluss fiel zur echten Unzeit (45.+1).
Wolfsburg kam also aktiver aus der Kabine, Bayerns Hintermänner und Manuel Neuer mussten ran. Es brauchte gebündelte Kräfte, de Ligt kam zu seinem Comeback, trotzdem wurde es immer wieder brenzlig. Den Bayern schwanden die Kräfte, Wolfsburg schnupperte am Ausgleich. Und ging es mal nach Konter für Bayern nach vorne, fehlte die Genauigkeit. Im Kollektiv klappte es, das 2:1 zu halten. In der Nachspielzeit parierte Neuer gegen Arnold. Am Ende hieß es um 3.30 Uhr an der Säbener Straße: Schön war’s! Frohes Fest! Und bitte alle Akkus aufladen bis zum 2. Januar!