Bremerhaven – Die Tabelle der Deutschen Eishockey Liga hat sich Alfred Prey schnell auf seinem Handy gespeichert. „Wer weiß, ob ich so etwas in meinem Leben noch mal wieder erleben darf“, sagte der Teammanager der Fischtown Pinguins. Der Club aus Bremerhaven trifft am Donnerstag (19.30 Uhr/Magentasport) als Überraschungs-Spitzenreiter auf Meister EHC Red Bull München. Der Verein mit einem der kleinsten Liga-Etats sorgt einmal mehr für Erstaunen in Eishockey-Deutschland.
Wofür Münchens Ben Smith natürlich wenig Blick hat. Der Co-Kapitän des EHC will unbedingt die Gelegenheit nützen, den Rückstand auf die Spitze weiter zu verkürzen. „Wenn wir so spielen wie am vergangenen Sonntag“, sagte Smith, „mit der Laufarbeit und dem Pressing, dann werden wir schwer zu schlagen sein.“
Im Sommer werden aber die Erfolgsgaranten mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr dabei sein. Prey wird sich nach 32 Jahren aus der sportlichen Verantwortung zurückziehen, Trainer Thomas Popiesch plant nach knapp acht Jahren einen Wechsel zum ambitionierten Zweitligisten Krefeld. Ein Abgang des Coaches würde den Club empfindlich treffen. Der 58-Jährige führte die Norddeutschen in sieben DEL-Jahren siebenmal in die Playoffs. Sechsmal erreichte Bremerhaven das Viertelfinale.
Persönliche Gründe sollen bei Popiesch den Ausschlag geben. Frau Andrea kommt aus Krefeld, am Niederrhein hat sich das Ehepaar ein Haus gebaut. Zudem spielte der DDR-Flüchtling, der 1982 nach einem gescheiterten Fluchtversuch vier Jahre im Gefängnis saß, von 1991 bis 1993 beim Krefelder EV, Vorgänger der Krefeld Pinguine. „Ich weiß nicht, was am Ende der Saison ist. Jeder weiß, dass eine Zeit endlich ist, aber alles andere ist Spekulation“, sagte der Coach Ende Oktober der Nordsee-Zeitung.
Äußern wollen sich Popiesch und der Club zu den hartnäckigen Krefeld-Gerüchten bis Saisonenende nicht. „Auf Wunsch von Thomas haben wir uns einen Maulkorb zu dem Thema erlassen“, sagte Prey. Als möglicher Nachfolger wird der frühere Nationalspieler Alexander Sulzer (39) gehandelt. Der frühere NHL-Profi ist Co-Trainer unter Popiesch und zudem im Team von Bundestrainer Harold Kreis.
Neben Popiesch ist der 69 Jahre alte Prey der Garant für die sportlichen Erfolge. Er holte zahlreiche unbekannte Profis aus Österreich, Slowenien oder Dänemark, während sich die zahlungskräftigere Konkurrenz in den Top-Ligen umsah. Der Pinguins-Coach formte trotz prominenter Abgänge Jahr für Jahr einen Playoff-Kandidaten.