Baumgart nimmt seinen Hut

von Redaktion

„Gemeinsamer Entschluss“: Der kriselnde FC Köln und sein Kult-Coach gehen getrennte Wege

Köln – Sturmböen peitschten durch die nasse und graue Stadt, als der Kapitän des sinkenden Schiffs von Bord ging. Inmitten der großen sportlichen Krise haben Trainer Steffen Baumgart und der 1. FC Köln ihre Zusammenarbeit beendet – es sei ein „gemeinsamer Entschluss“, bestätigte der FC am Donnerstag. Der neuerliche Rückschlag beim 0:2 (0:0) bei Union Berlin war zu viel.

„Der FC steht über allem – und obwohl wir in den letzten Wochen und Monaten sehr viel investiert haben, fehlen die Ergebnisse. Wahrscheinlich braucht es dazu dann eben doch einen neuen Impuls. Zu gehen tut weh“, sagte Baumgart. Der Club sei in den vergangenen zweieinhalb Jahren „Heimat“ für ihn geworden.

FC-Geschäftsführer Christian Keller bescheinigte Baumgart eine „große Identifikation mit dem FC“, die Trennung sei „menschlich schmerzhaft“. Die Zusammenarbeit habe „allen Beteiligten, allen voran auch Steffen, sehr viel Kraft und Überzeugung abverlangt“, so Keller. In den vergangenen Wochen und Tagen habe es einen intensiven Austausch gegeben, „ob diese Kraft und Überzeugung wirklich noch in ausreichendem Maße vorhanden sind. Dabei gilt es, vollkommen zu respektieren, dass Steffen seine persönliche Überzeugung hinterfragt hat.“

Nun steht der FC, der als Tabellen-17. tief in den Abgrund blickt, kurz vor Weihnachten ohne Coach da – und muss alles auf den Prüfstand stellen. Nicht nur hat er durch Baumgarts Abgang sein Aushängeschild verloren, angesichts der drohenden Transfersperre und der großen Schwächen des von Keller zusammengestellten Kaders ist die Angst vor dem siebten Abstieg aus der Bundesliga riesig.

Kölns U21-Trainer Evangelos Sbonias könnte einspringen, er hat allerdings nicht die nötige Lizenz für die Bundesliga. Als möglicher Nachfolger gilt auch der frühere Schalker und Bochumer Thomas Reis.

Baumgart hatte am Mittwoch in Berlin bereits angedeutet, dass er trotz seines bis Sommer 2025 gültigen Vertrages gehen könnte. Die Überzeugung, dass ihm mit dieser Mannschaft die Wende gelingen würde, war im Laufe der Saison ganz offensichtlich geschwunden. Zehn Tore und zehn Punkte aus 16 Spielen sind schlicht zu wenig.

Trotz dieser Schreckensbilanz hatten die Spieler Baumgart den Rücken gestärkt und sich für ihn stark gemacht. „Überragend“ hätten Baumgart und das Trainerteam den FC eingestellt, sagte Stürmer Davie Selke: „Am Ende müssen wir auf dem Platz die Dinger reinmachen.“

Die große Frage, die sich aufdrängt: Wird der Trainerwechsel für Besserung sorgen? Am 2. Januar beginnt der FC die Vorbereitung auf den Rest der Saison, und das ohne Baumgart, der die Mannschaft im Sommer 2021 übernommen und direkt in der ersten Saison die Conference League erreicht hatte.

Problematisch ist, dass Keller den Kader nicht mit Wintertransfers verstärken kann. Der Internationale Sportgerichtshof CAS bestätigte am Donnerstag die Transfersperre gegen den Bundesligisten, die zuvor der Fußball-Weltverband FIFA ausgesprochen hatte. Dies teilte der FC mit. Vorausgegangen waren Streitigkeiten mit Olimpija Ljubljana.  sid

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