Berlin/Riad – Es ist ein bisschen, als würde George Foreman im Vorprogramm von Muhammad Ali kämpfen. Deontay Wilder als Einheizer, Anthony Joshua als Hauptattraktion – und mittendrin ein deutscher Europameister: Nur in der Wüste, wo für Geld alles möglich scheint, kann ein solch aberwitziges Spektakel Realität werden. Und es zeigt, wie erfolgreich die Sportswashing-Strategie greift. Saudi-Arabien ist endgültig das neue Box-Mekka.
„Ich bin froh, dass die Saudis das anpacken und die großen Veranstaltungen organisieren. Man darf eine Sache nicht vergessen: In Deutschland gibt es keinen großen Fernsehsender mehr, der die Kämpfe überträgt“, sagte der deutsche Schwergewichts-Europameister Agit Kabayel, der am Samstag (ab 17 Uhr/Pay-per-View bei DAZN) in Riad gegen den Russen Arslanbek Machmudow antritt.
Nach ihm kämpfen nicht nur die Ex-Weltmeister Wilder und Joshua, sondern auch Halbschwergewichts-Champion Dimitri Biwol, der zuvor Canelo Alvarez besiegt hatte. „Mit so großen Namen am selben Abend zu kämpfen, macht einen stolz“, so der ungeschlagene Kabayel, der sich für einen WM-Kampf in Stellung bringen will. Dabei seien die vergangenen Jahre, vor allem während der CoronaKrise, schwer für ihn gewesen: „Da ist man als Sportler erleichtert, dass die Saudis darauf Bock haben und Geld investieren.“
Während Saudi-Arabien wegen der Menschenrechtslage vor Ort arg in der Kritik steht, macht das Königreich seit Jahren als Ausrichter großer Sportevents Schlagzeilen. Dass die Saudis die Fußball-WM 2034 wollen – und wohl auch kriegen werden – ist bekannt, Klitschko-Bezwinger Joshua boxte bereits mehrfach dort und am 17. Februar steht der Vereinigungskampf zwischen Tyson Fury und Alexander Usyk um den Status des unumstrittenen Schwergewichts-Weltmeisters ebenfalls in Riad an. „Es sind ja die ganze Zeit Paarungen, die lange nicht zustandegekommen sind. Am Ende verwirklichen die Saudis das und geben uns die Kämpfe, die wir wollen“, sagte Kabayel.
Zwei Fighter vom Kaliber Joshuas und Wilders nacheinander kämpfen zu lassen, ist jedoch eine neue Dimension. Und selbstverständlich steckt enorm viel Geld drin. 50 Millionen US-Dollar, so erzählte Wilder jüngst, soll Joshua für den Kampf am Samstag gegen den Schweden Otto Wallin und einen weiteren im kommenden Jahr in der Wüste erhalten. sid