Jerome Boateng: „Bereit für mehr“

von Redaktion

Nach der geplatzten Rückkehr zu Bayern hält sich der Routinier beim Rekordmeister fit – ans Karriereende denkt er noch nicht

Berlin – Karriereende? Einfach aufhören? Nein, das kommt für Jerome Boateng definitiv nicht infrage. Mehr als zwei Monate liegt die Hängepartie rund um seine am Ende geplatzte Rückkehr zum FC Bayern zurück, ein neuer Verein ist noch nicht gefunden, doch Schluss ist für den Routinier noch lange nicht: „Für mich ist klar, dass meine fußballerische Reise noch nicht am Ende ist.“

Wo genau er seinen Weg weitergehen werde, könne er „zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen“, erklärte Boateng im SID-Interview: „Aber ich bin auf jeden Fall bereit für mehr.“ Interesse, so der 35-Jährige, gebe es beispielsweise aus den USA oder Asien: „Es muss immer alles passen. Das wird es im Winter, daran glaube ich fest.“

In München hatte es zuletzt nicht gepasst. Tagelang stand Anfang Oktober eine Rückkehr des Innenverteidigers im Raum, tagelang ließen die Verantwortlichen ihn beim Rekordmeister mittrainieren – nur um am Ende doch eine Kehrtwende zu vollziehen. Einen Groll auf seinen früheren Club, bei dem er sich aktuell fit hält, hegt Boateng deswegen nicht.

Ganz im Gegenteil. Er sei Trainer Thomas Tuchel „sehr dankbar für die Möglichkeit, überhaupt mittrainieren zu dürfen“, betont der Weltmeister von 2014. „Natürlich hätte ich das gerne gemacht, das ist kein Geheimnis. Der FC Bayern ist eine Herzensangelegenheit für mich, aber wenn ein Kader fertig besetzt ist, bin ich Leistungssportler genug um dies zu akzeptieren.“

Sportliche Gründe für die geplatzte Verpflichtung hatten auch die Münchner damals genannt. Die personelle Lage in der Innenverteidigung habe sich entspannt, hieß es. Doch auch der öffentliche Druck rund um die mögliche Rückholaktion war zunehmend größer geworden. Auch der neu aufzurollende Gerichtsprozess gegen Boateng wegen Körperverletzung dürfte zum Umdenken geführt haben.

Man schreite auch nicht „ignorant durchs Leben“, hatte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen bei Bild TV nach der Entscheidung gegen die Verpflichtung Boatengs eingeräumt. Eine Vorverurteilung des Abwehrspielers sei jedoch nicht korrekt. Boateng selbst betonte, dass auch für ihn die „Unschuldsvermutung“ gelten müsse.

Auch wenn es letztendlich nicht zur Rückkehr kam, habe er viele sportliche Eindrücke unter Tuchel sammeln können, erklärte Boateng. Zudem habe Bayern oftmals bestätigt, „dass ich topfit bin“, ergänzte er und lachte: „Dieser Stempel ist sicherlich nicht der Schlimmste.“

Im Trikot der Münchner hatte Boateng Meisterschaften, Pokal- und Champions-League-Siege gefeiert, bei seiner letzten Station Olympique Lyon war er aber in der vergangenen Saison nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinausgekommen. „Am Ende der Karriere wird man ein Stück weit an seinen Errungenschaften und Pokalen gemessen“, sagte Boateng: „Das ist mein Ansporn und dafür bin ich auch noch mal bereit, alles in die Waagschale zu werfen. Die Vitrine hat noch Plätze frei.“

Abgeschlossen hat er derweil „die traumhafte Reise“ mit der Nationalmannschaft. Die EM 2024 sei kein Ziel mehr, erklärte Boateng: „Man muss wissen, wann Schluss ist. Aber natürlich drücke ich dem deutschen Team die Daumen.“  sid

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