Das erste kleine Kräftemessen haben die deutschen Skispringer am Mittwoch schon einmal für sich entschieden. Als erstes Team bezog der Tourneegastgeber in Oberstdorf sein Quartier. Von heute an soll bei dieser 72. Vierschanzentournee dann Handfesteres folgen. Man will unbedingt die über zwei Jahrzehnte währende Durststrecke bei diesem Turnier beenden.
Und bei näherer Betrachtung der vier Weltcup-Wochenenden dieser noch jungen Saison muss man sagen: Wann, wenn nicht jetzt, soll der Erbe des ewigen Sven Hannawald gefunden werden. Niemals zuvor ist eine deutsche Mannschaft besser in einen Weltcup-Winter gestartet. Mit Andreas Wellinger, Pius Paschke und Karl Geiger hat man gleich drei Athleten in den Top-4 der aktuellen Weltcupwertung. Drei Asse, mit denen bislang nur Weltcup-Primus Stefan Kraft Schritt halten konnte. Der Überflieger der ebenfalls stark gestarteten Österreicher eben.
Und dass das so ist, darf sich wohl vor allem Bundestrainer Stefan Horngacher auf die Fahnen schreiben. Der Tiroler hat als einer der Ersten die Zeichen des einmal mehr veränderten Reglements erkannt. Hat seine Athleten im Sommer, ähnlich wie es seine österreichischen Landsleute hielten, zur Anpassung mehr auf die Trainingsanlagen denn in die Wettbewerbe des mäßig bedeutsamen Sommer-Grand-Prix geschickt. Mit den Folgen, wie sie nur in einer sensiblen Sportart wie dem Skispringen denkbar sind. Vom Start im finnischen Kuusamo waren Wellinger & Co den üblichen (Tournee-)Verdächtigen aus Norwegen, Polen oder Japan zumindest eine Klasse voraus. Mag schon sein, dass Ex-Champions wie Ryoyu Kobayashi oder Halvor Egner Granerud den Abstand in der zweiwöchigen Weihnachtspause noch einmal verkürzt haben. Und es ist sicherlich auch so, dass auf die deutschen Flieger vor allem in Oberstdorf und Partenkirchen anderes einströmt als zuletzt in Kuusamo, Lillehammer oder Engelberg.
Doch wer über vier Wochenenden hinweg – die den Tourneeschanzen bereits sehr ähnliche Anlage in Engelberg inklusive – das Geschehen so mitbestimmt, der muss auch beim Schanzenspektakel zum Jahreswechsel das Zeug für die großen Taten haben. Die Bühne Tournee als erster zu betreten ist eine Sache. Doch was zählt ist, wer in den nächsten Tagen im Rampenlicht bleibt.