Über die niedersächsischen Landesgrenzen hinaus kennen wohl die wenigsten den Namen Ralph-Uwe Schaffert. Doch der Jurist und Inhaber der B-Trainerlizenz tut in seiner Funktion als DFB-Vizepräsident verbal alles dafür, um Aufmerksamkeit in der Fußball-Republik Deutschland zu bekommen. Sein Stilmittel: Populismus! Beispiele gefällig?
Nach dem Vorrundenaus der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar inklusive diskutabler Mund-zu-Geste verglich er die DFB-Kicker mit Tieren: „Wenn sich die deutschen Nationalspieler wie Äffchen die Münder zuhalten und sich den Friseur ins Hotel bestellen, muss man sich nicht wundern, wenn sie gegen Japan verlieren.“ Als Matthias Sammer die verstaubten Verbandsstrukturen als „nicht mehr zeitgemäß“ bezeichnete, antwortete Schaffert medienwirksam: „Matthias Sammer geht mir ziemlich auf den Senkel!“ Kein Wunder: Der 67-jährige Schnauzbart-Träger steht als Präsident des Norddeutschen Fußballverbandes sinnbildlich für den veralteten DFB.
Ein halbes Jahr vor der Europameisterschaft im eigenen Land scheint der Mann, der im Verband für sozialpolitische Aufgaben, DFB-Stiftungen und Satzungsfragen zuständig ist, völlig außer Rand und Band geraten. In einem Interview mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und der Neuen Presse – über das in der Frankfurter Verbandszentrale keiner Kenntnis hatte – attackiert er Nationalspieler namentlich weit unter der Gürtellinie. So vermutet er, dass Ilkay Gündogan seinen minderbegabten Zwillingsbruder zu den Länderspielen schickt und behauptet, dass Joshua Kimmich in seiner Karriere bisher den Beweis schuldig geblieben sei, ein Führungsspieler zu sein, und fragt allen Ernstes: „In welcher Bundesliga-Mannschaft gibt es einen Führungsspieler deutscher Nationalität? Da fällt mir spontan niemand ein.“ Was wohl Spieler wie Manuel Neuer und Thomas Müller – immerhin Weltmeister und zweimalige Champions-League-Sieger – dazu sagen?
Nun liegt der Ball beim DFB, der sich das Verhalten seines Vizepräsidenten nicht gefallen lassen darf. Der Verband muss sich uneingeschränkt vor seine A-Nationalspieler stellen und ein Zeichen setzen: Das kann nur den Rauswurf des Pöbel-Präsidenten bedeuten.
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