München – Ralph-Uwe Schaffert (67) ist beim DFB eigentlich Vizepräsident für sozialpolitische Aufgaben und DFB-Stiftungen und Satzungsfragen. Doch in einem Interview mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und der Neuen Presse setzt er nun zum Rundumschlag gegen die Nationalspieler, Ex-Bundestrainer Hansi Flick und Experte Matthias Sammer an. Schaffert im Wortlaut über…
Die Gehälter von Bundestrainern: „Diese völlig ergebnisunabhängigen Verträge, die es früher beim DFB gab, darf es nicht mehr geben. Dass ein Bundestrainer bis zu seinem Vertragsende tun und lassen konnte, was er wollte, ohne dass der DFB eine Möglichkeit hatte, das Arbeitsverhältnis zu beenden, das ist nicht zeitgemäß.“
Hansi Flick: „Mich stört das Modell Hansi Flick. Nach dem Motto „Stellt mich doch frei, ich biete euch meine Arbeitskraft an. Ich weiß zwar, dass ich keinerlei Erfolg habe – aber mein Geld möchte ich trotzdem.“ Und dann zahlen sie das bis zum Ende der EM – und zwar in exorbitanter Höhe, da wird nicht auf einen Cent verzichtet.“
Jürgen Klopp als Bundestrainer: „Jürgen Klopp kann der DFB gar nicht bezahlen, der verdient fix 24 Millionen im Jahr plus 26 Millionen garantierte Werbeeinnahmen – also 50 Millionen Euro. Sie haben doch kaum noch einen Bundesliga-Trainer, der weniger als eine Million verdient. Das ist alles so durch die Decke geknallt, dass man es kaum zurückschrauben kann. Das, was ein Hansi Flick bekommen hat, ist in meinen Augen der helle Wahnsinn. Das muss weniger werden – bei Nagelsmann ist es ja auch schon weniger geworden. Der nächste Bundestrainer wird nicht mehr das bekommen, was ein Hansi Flick bekommen hat – weil sich der DFB das nicht mehr leisten kann.“
Die Auswahl der Nationalspieler: „Es wäre mal an der Zeit, das spielende Personal radikal zu wechseln. Weil ich doch bei einer nicht ganz geringen Anzahl der zurzeit tätigen Spieler das Gefühl habe, dass man meint, vielleicht mit 85 Prozent des möglichen Einsatzes auf dem Platz auskommen zu können – und dann muss man die Erfahrung machen, dass das gegen die Türkei und Österreich schon längst nicht mehr reicht. Da wage ich mir gar nicht auszumalen, was passiert, wenn es mit dieser Einstellung gegen Frankreich oder England geht. Wir brauchen vielleicht nicht mehr nur die Hochbegabten, sondern vielleicht auch mal die, die bereit sind, die Ärmel hochzukrempeln.“
Joshua Kimmich als Führungsspieler: „Den Beweis ist er bisher schuldig geblieben. Auch im Verein.“
lkay Gündogan: „Der seltsamerweise im Verein überragend spielt und der dann in der Nationalmannschaft so spielt, dass man auf die Idee kommen könnte: Hat der jetzt seinen minderbegabten Zwillingsbruder geschickt?“
Die EM im eigenen Land: „Ich wäre schon zufrieden, wenn die Mannschaft gut spielt und im Viertelfinale gegen Frankreich im Elfmeterschießen ausscheidet. Dann könnten wir alle sagen: Jawoll, damit können wir leben.“
Matthias Sammer: „Er müsste es ja eigentlich besser wissen, der hat ja mal eine Zeitlang beim DFB gearbeitet. Er vermengt zwei Dinge: Spitzensport und Breitensport. Es gibt ja nicht nur Leroy Sanés, sondern auch Paul Müllers.“
MANUEL BONKE