Weihnachten hat Jonas Deichmann in einem Camper Van in Portugal verbracht. Dort bereitet sich der Abenteurer schon auf sein nächstes großes Projekt vor. Startpunkt ist der 9. Mai 2024 und es wird, so verrät es uns Deichmann, „die größte Ausdauerleistung aller Zeiten“. Dieses Jahr hat der 36-Jährige bereits einen Duathlon durch die Amerika absolviert. 5400 Kilometer mit dem Rad von New York nach Los Angeles. Und anschließend laufend wieder zurück. Mit unserer Zeitung spricht Deichmann über magische Nächte in der Wüste, das Gefühl, ein Filmstar zu sein und schlechtes amerikanisches Essen.
Jonas Deichmann, zuletzt mussten Sie über 1000 Bücher an einem Tag signieren. Beginnt nach dem Abenteuer das eigentliche Abenteuer?
Es ist vor allem eine erhebliche Verletzungsgefahr da, es gibt immer das Risiko einer Sehnenscheidenentzündung. Die Schmerzsalbe lag also immer griffbereit neben den Büchern (lacht).
Sie sind viel unterwegs, wie hat sich das Ankommen in New York angefühlt?
Ich bin einfach glücklich, dass ich es geschafft habe. Ich mache meine Abenteuer unglaublich gerne, aber ich genieße auch die Phase danach. Weil ich weiß, dass bald wieder was Neues kommt. Ich gehe ja nicht zurück in den Alltag und muss dann fünf Jahre warten, bis wieder was Tolles ansteht. Ich habe mein nächstes Projekt immer im Kopf. Mein Leben ist immer Abenteuer (lacht).
Was waren die größten Herausforderungen des Duathlons?
Die Mojave-Wüste war körperlich extrem herausfordernd. Bei 50 Grad leidet dein Körper so richtig. Mental gesehen war der mittlere Westen die größere Herausforderung. Es hat sich einfach nichts verändert. Das ist eine Fläche, die ist ein paar Mal so groß wie Deutschland – und ein einziges Feld. Da ist einfach gar nichts. Wenn man durch Kansas rennt, weiß man danach, was man im Leben will. Weil du so viel Zeit zum Nachdenken hast. Jeden Tag aufs Neue mit dieser Monotonie und Langeweile umzugehen war brutal. Ich habe auf der Tour Snickers-Eiscreme für mich entdeckt, das war die Motivation für die nächsten Kilometer.
Was war besonders schön?
Die Wüste war schon besonders. Tagsüber ist die Hitze so erbarmungslos. Ich bin immer morgens um halb drei gestartet, kämpfe mich den ganzen Tag durch, total am Limit, dehydriert. Aber die Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge in der Wüste sind unbeschreiblich, das war so schön. Solche Momente sind immer schöner, wenn sie verdient sind. Die Landschaft bei Utah, besonders Monument Valley, war auch sagenhaft. Ich wollte ja immer schon auf Forrest Gumps Spuren unterwegs sein. Diesen Traum konnte ich mir erfüllen, ich habe den Forrest-Gump-Soundtrack aufgelegt und mich wie im Film gefühlt.
Wie hat sich Ihr Körper verändert in den Monaten?
Beim Laufen habe ich über zehn Kilo verloren. Ich dachte anfangs, amerikanisches kalorienreiches Essen ist super für mich. Das hat sich aber umgedreht. Es kam der Punkt, als ich dieses Essen nicht mehr vertragen konnte. Das Essen ist so katastrophal in Amerika, vor allem in den kleinen Städten. Da bekommst du halt nur Burger, Pizza und Hot Dogs, aber immer in der allerschlechtesten Qualität (lacht). Den Laufanhänger in den Rocky Mountains auf 4000 Meter hochziehen war auch nicht gerade ohne … Es gab einen riesigen Brand, eine Fläche größer als Bayerns ist da abgebrannt. Ich musste meine Route ändern und meinen Anhänger auf einem kleinen Weg durch den Sand ziehen. Ich bin kaum noch vorwärtsgekommen. Das war eine absolute Grenzerfahrung.
Der Reiz eines Abenteuers, man weiß nie, was wirklich passiert. Ohne unvorhergesehene Dinge wäre es ja kein Abenteuer.
Eine der Haupteigenschaften des Abenteurers ist es, sich auf solche Krisensituationen einzulassen und Lösungen zu finden.
Zum Schluss sind Sie dann noch den New York Marathon mitgelaufen.
Das war sensationell. Die Einsamkeit vorher in der Prärie, und dann geht es durch New York mit zwei Millionen Menschen an der Strecke. Das hat sich angefühlt wie die Zielparty. Und es war für mich ja nicht schwer. Ich bin vorher einen Tagesschnitt von 54 Kilometern gelaufen mit Anhänger. 42 Kilometer ohne Anhänger, das ist kein schwerer Tag für mich. Ich konnte den Marathon einfach genießen.
Interview: Nico-Marius Schmitz