Der fliegende Breitensportler

von Redaktion

Simon Ammann bestreitet seine 25. Tournee – als Hobbyflieger

Oberstdorf – Wenige Minuten danach, Qualfikationssieger Andi Wellinger zog gerade mit seinem Siegerscheck von dannen, war noch einmal die Zeit für den Altmeister gekommen. Simon Ammann stand im Auslauf der Arena am Schattenberg und winkte mit versonnenem Blick in Richtung Fans. „Es ist unglaublich“, sagte er, „schon in der Qualifikation sind hier mehr Leute als bei den ersten Weltcups zusammen.

Der 42-Jährige weiß, wovon er spricht. Er hat es oft gesheen – die aktuelle Tournee ist die 25. seiner großen Karriere. Und gerade in Oberstdorf wird der kleine Mann aus Toggenburg immer ein gefeierter Gast sein, ob mit oder ohne Sprungski. Seit Donnerstag ist er Ehrenmitglied des Skiclub Oberstdirf – die SC-Macher drückten ihm den offiziellen Vereinspullover in die Hand.

Was auf den Ergebnislisten steht – im Wettkampf immerhin der 21. Platz – davon hat sich Ammann längst unabhängig gemacht. Von den Zeiten des fliegenden Zauberers, in denen er unter anderem auch zweimal in Oberstdorf gewann, hat er sich längst verabschiedet. Seine Schwerpunkte setzt er anders. Studiert Betriebswirtschaft, nebenbei betreibt er mit dem deutschen Springer-Liebling Martin Schmitt eine Vermarktungsagentur.

Der Rest ist seine ewige Liebe, der Rest ist Skispringen. „Wenn man es böse sagen will“, meint er (Foto; Imago), „dann bin ich der einzige Breitensportler im Weltcup.“ Aber das reicht halt immer noch, um Topleute wie etwa die Polen Kamil Stoch oder Dawid Kubacki hinter sich zu lassen. Und so werden auch Ehefrau Yana und die Kinder Theodore, Charlotte und Anton nicht viel drauf geben, wenn der „Simi“ zehn Jahre nach seiner ersten Rücktrittsankündigung einmal mehr leise über einen Abschied nachdenkt. Ob die 25. tatsächlich seine letzte Vierschanzentournee werden könnte, sagte er. „Wahrscheinlich“.

Eine Hintertüre bleibt wieder einmal. Für die nächste Party in Oberstdorf. Den SC-Pulli hat er ja schon.  rp

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