Innsbruck – Kurz vor den entscheidenden Minuten auf dem Bergisel hatte Sandro Pertile genug gesehen. Ausgerechnet Lokalmatador Stefan Kraft war gerade zweimal auf den Startbalken gerutscht und postwendend wieder herunter. Und so verfügte der italienische Renndirektor des Weltverbandes FIS: „Wir unterbrechen für einige Minuten.“ Die Geduld zahlte sich aus, das dritte Tourneespringen ging mit zumindest näherungsweise fairen Bedingungen zu Ende.
Der Vorteil ist: Pertile & Co kennen sie ja, die Launenhaftigkeit des Bergs der Tiroler. Das Problem: Im nachmittäglichen Dämmerlicht sinken die Temperaturen. Die Folge sind Winde, die über das Bergmassiv nach unten streichen und beim Aufprall auf die gegenüber liegende Nordkette zu Luftwirbeln werden. Die Konsequenz ist auch am Aufsprunghügel im Bergisel-Stadion sichtbar. Die nur wenige Meter voneinander entfernten elektronischen Windmesser und Windfahnen zeigen teilweise allesamt komplett Unterschiedliches an.
Die logische Lösung wäre eine spätere Startzeit, wie etwa in Oberstdorf, wo man kurz vor dem Jahreswechsel erst um 17.15 Uhr den Wettkampf begann. In Innsbruck mangels Flutlichtanlage bislang unmöglich. Und die ist in Tirol ein Politikum. Auf einer Anlage, auf der dem Vernehmen nach aus Rücksicht auf die Anwohner nur fünf offizielle Veranstaltungen pro Jahr erlaubt sind. Aber die Daumen gehen vorsichtig nach oben, wie Österreichs Verbands-Sportdirektor Mario Stecher erklärte: „2026 liegt im Bereich des Möglichen.“
Kritiker verweisen derweil zwar auf die vergleichsweise entspannten Wettkämpfe im Rahmen der WM 2019. Die allerdings standen seinerzeit erst spät im Winter, Anfang März, auf dem Programm. Die Temperaturen waren entsprechend höher, die Bedingungen deshalb komplett andere. Damals hatte Markus Eisenbichler im Einzel vor Karl Geiger Gold geholt, ebenso wie das DSV-Quartett im Teamwettbewerb. rp