München – Die Geste war im Scherz gemeint, aber sie hatte trotzdem einen Sinn – und Augenzeugen gab es genug. Als Thomas Tuchel am Dienstagnachmittag zur ersten Einheit des Jahres 2024 bat, wandte sich der Trainer des FC Bayern insbesondere Leroy Sané zu. Ein liebevoller Griff an die Gurgel, dann ein mahnender Zeigefinger. Sané musste lachen, wusste aber wie hunderte Fans hinter den Zäunen, was der Chef von ihm wollte. Die Botschaft: Bitte so weitermachen wie in großen Teilen der Hinrunde, in der bis zur kleinen Leistungsdelle nicht nur Sportdirektor Christoph Freund den „besten Leroy“ gesehen hat, „den es bisher beim FC Bayern gab“.
Sätze wie diese konnte man auch schon von Freunds Vorgänger Hasan Salihamidzic hören, diesmal aber hat man beim FC Bayern aus gutem Grund den Eindruck, dass sie keine Momentaufnahme sind. Sané sagt selbst: „Ich werde alles dafür tun, dass es bis Saisonende so weiterläuft.“ Und die Bosse sind sich dessen bewusst. dass Sanés Anteil an der funktionierenden Offensive des Rekordmeisters enorm ist. Schon in der Vorbereitung nahm der 27-Jährige seinen Kollegen zehn Meter im Sprint ab, „und dann hat eins zum anderen geführt“, sagt Sané: „Mein Selbstvertrauen wurde größer und größer, und mit dieser Selbstsicherheit läuft es dann insgesamt einfach besser.“ Selten hat man Sané derart von sich überzeugt gesehen. Dem Team – allen voran Sturmspitze Harry Kane – tut das freilich nur gut. Und weil der Kontrakt des Nationalspielers im kommenden Jahr ausläuft, ist auch nur logisch, was in den oberen Etagen der Geschäftsstelle an der Säbener Straße aktuell in dieser Personalie besprochen wird.
Ein erstes Gespräch zwischen Sané und Freund hat es noch vor dem Jahreswechsel gegeben, seitdem allerdings ist nicht viel passiert. Zwar sind beide Seiten an einer Verlängerung interessiert, das Spieler-Lager jedoch hat es nicht eilig. Vielmehr will sich Sané, obwohl der sich in München unter Tuchel sehr wohlfühlt, für seine Entscheidung Zeit bis nach der EURO nehmen. Spielt er ein gutes Turnier im eigenen Land, müssten die Bayern tiefer in die Tasche greifen, um Sané davon zu überzeugen, den womöglich letzten großen Vertrag seiner Karriere in München zu unterschreiben.
So oder so ist klar, dass die Rückrunde für Sané extrem wichtig wird. So ein freundschaftlicher Griff an die Gurgel kann da ja nicht schaden.