München – Dallas Eakins (56), der neue Trainer der Adler Mannheim, musste den freudigen Aspekt des Abends aus einer Begegnung am Rande beziehen. Er traf auf Don Jackson (67), den Halb-Rentner, der noch beratend für den Red-Bull-Konzern arbeitet und gerade wieder in München weilt, wo er neun Jahre Chefcoach gewesen war. „Don hat mich als Spieler sehr beeinflusst“, erinnerte Eakins sich an lange zurückliegende gemeinsame Zeiten in Nordamerika.
Aus München nahm Eakins eine 1:6-Watschn mit, die so nicht zu erwarten war. Erstens weil Mannheim eine stabile Formkurve und zweitens der EHC München diese Saison selten ein Spiel hatte, in dem ihm das Toreschießen locker von der Hand ging. Der Eishockeysender MagentaSport hatte einige Vergleichsstatistiken aufgerufen: Mit 91 Treffern ging München in den 34. Spieltag – in der Don-Jackson-Ära lag er immer über 100, hatte einmal sogar 120. Selbst Teams wie Schwenningen und Augsburg trafen nun öfter. Außerdem: Kein Münchner Spieler unter den Top 40 in der DEL-Scorerwertung. Jedenfalls ging Sportchef Christian Winkler mit einem speziellen Wunsch ins Jahr 2024: „Das eine oder andere Tor mehr erzielen.“
Das Thema Abschlussschwäche beschäftigt die EHC-Granden jedenfalls, das räumen sie ein. „Ich will es nicht schlampig nennen“, sagt Winkler, tut es dann aber doch: „Es gab Phasen, in denen wir mit unseren Chancen schlampig umgegangen sind.“ Als gutes Zeichen wertete es, dass man sich die Tormöglichkeiten herausspielte. Auch in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) werden mittlerweile wie im Fußball Expected-Goals-Werte ermittelt – „und die sind bei uns deutlich höher als die Tore“. Die Statistik ist unbarmherzig; Vor dem Tor zählt Münchner Prominenz, angeführt von Ben Smith (3,8 Tore zu wenig erzielt), Maxi Kastner (minus 3,54), Patrick Hager (minus 2,96), Trevor Parkes (minus 2,29) und Chris DeSousa (minus 1,91), zu den größten Chancenversiebern der Liga. Gegenbeispiel: Augsburgs Finne Anrei Hakulinen, der 8,07 Tore mehr erzielte, als seine Positionen auf dem Spielfeld es hergegeben hätten.
Was bedeuten sechs Tore gegen Mannheim für den EHC nun? „Einige sind reingerutscht“, analysierte Trainer Toni Söderholm, stellte aber klar: „Es gibt keine schlechten Tore, wenn es deine eigenen sind.“ Besonders gefielen ihm aber das 2:1 von Nico Krämmer wenige Sekunden vor Ende des ersten Drittels und das 5:1 von Markus Eisenschmid, weil es Tore waren, die eine gezielte Vorarbeit hatten und bei denen jeweils ein Rebound aufgenommen wurde. Söderholm: „Eigentlich ganz simpel, aggressiv, schnörkellos, wir haben nicht gezaubert.“