Ist das DIE(R) Lösung?

von Redaktion

„Klingt gut“: Transfer von Kane-Kumpel wird ernst – während Tuchel Palhinha fast abschreibt

VON HANNA RAIF UND MANUEL BONKE

Basel – Die Handschuhe von Thomas Tuchel standen am Samstag sinnbildlich. Denn in den rund fünf ersten Minuten des Jahres, die der Trainer des FC Bayern sich öffentlich äußerte, zupfte er sie immer wieder zurecht. Mal saßen sie ein wenig lockerer, mal zog er sie ganz fest – und irgendwie lief das Ganze parallel zu den Nuancen, die man in den Aussagen des 50-Jährigen raushören konnte. Sichtlich bemüht nämlich war Tuchel nach dem 1:1 im einzigen Test beim FC Basel, in puncto Transfers nicht allzu viel, aber bloß auch nicht zu wenig zu sagen. Übrig blieb: Der Deal mit Joao Palhinha wird immer unwahrscheinlicher, während die Personalie Eric Dier heißer läuft.

Während Manuel Neuer sich noch zur konkretesten Aussage hinreißen ließ („Der Name Dier klingt gut in meinen Ohren“), hielt sich Tuchel wie Sportdirektor Christoph Freund bedeckt. „Englisch“ höre sich der Spieler an, sagte er schmunzelnd, um dann beim vorab festgelegten Wording („Kein Kommentar von meiner Seite“) zu bleiben. Hinter den Kulissen – und auch rund um den Trip nach Basel – wurde die Personalie des 29 Jahre alten Kumpels von Harry Kane freilich offener besprochen. Denn tatsächlich sieht es so aus, als wäre der Mann, der bei Tottenhams FA-Cup-Auftritt am Freitagabend gegen den FC Bunley (1:0) fehlte, DIE(R) Winter-Lösung für den FC Bayern. Ein Telefonat mit Tuchel hat schon stattgefunden, Spieler und Verein sind sich über die Modalitäten eines Wechsels weitestgehend einig. Nach Informationen unserer Zeitung aber prüft Freund in seiner ersten Transferperiode als Verantwortlicher weitere Optionen. Denn dass Dier, seit Sommer auf der Liste, zwar eine gute Wahl ist, um als flexibler Spieler eine Alternative in der Abwehr zu sein, ist klar. Die Königslösung aber ist er – mit gerade mal vier Premier-League-Einsätzen in der laufenden Spielzeit – nicht.

Weniger als fünf Millionen Euro dürfte der Defensiv-Allrounder kosten, der vom Profil (Tuchel: „Brauchen jemanden, der rechts aushelfen könnte und da vielleicht flexibel einsetzbar ist.“) gut passt. Damit wäre er deutlich billiger als andere Kandidaten, die der Rekordmeister im Fokus hat. So will der FC Fulham wohl weiterhin mehr als 60 Millionen Euro für Tuchels Wunschsechser Joao Palhinha, dessen Transfer am „Deadline Day“ im Sommer gescheitert war. Und hörte man Tuchel da am Samstag so sprechen, konnte man schon raushören, dass er seine „Holding Six“ für den Winter schon so gut wie abgeschrieben hat. „Wenn man heute auf die Aufstellung schaut, fehlt es nicht im zentralen Mittelfeld“, sagte der Trainer mit Blick auf die mitgereisten Aleksandar Pavlovic, Raphael Guerreiro, Joshua Kimmich und Leon Goretzka, zudem ist kommende Woche mit der Rückkehr des angeschlagenen Konrad Laimer zu rechnen. Akuter ist der Bedarf in der Abwehr, wo Minjae Kim und Noussair Mazraoui wochenlang ersetzt werden müssen. Das wissen die Bayern seit Monaten, aber Tuchel bestätigte nun: „Die Wintertransferphase ist kompliziert. Das Leben ist kein Wunschkonzert.“

Die Deadline (Tuchel:„2. Januar“) sei „längst überschritten“, man hofft nun, bis zum Abflug ins Trainingslager nach Portugal (14. Januar) erste Erfolge vermelden zu können. „Je früher desto besser“, sagte Freund, der aber betonte: „Es muss passen.“ Für Tuchel geht es da nicht nur um zu besetzende Positionen, sondern „um Qualität in der Mischung mit Persönlichkeit. Wir brauchen Charaktere, die uns weiterhelfen“, sagte er – und zupfte wieder am Handschuh. Am Ende blieb er an. Ganz blank ziehen wollte der Coach (noch) nicht.

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