München – Thomas Heigl war nach seinem ersten DEL-Spiel in dieser Saison, dem 2:1-Sieg mit München über die Löwen Frankfurt, kurz verschollen. Eine Geschichte aus der Eishockeywelt, im Mittelpunkt eine fürsorgliche Mutter: Mama Heigl hatte eigentlich vor, vom Oberland aus nach Kaufbeuren zu fahren, um Thomas dort mit frischer Wäsche zu versorgen, denn die bisherige Saison hatte ihr Sohn beim dortigen Club in der DEL2 gespielt. Dann jedoch wurde er kurzfristig vom EHC München angefordert, bei dem sich Personalbedarf ergeben hatte – und Mama Heigl fuhr mit dem Wäsche-Nachschub nach München. Einen Parkplatz fand sie nur in einiger Entfernung zur Olympia-Eishalle, weswegen Thomas nach seinem Spiel erst mal mit zum Auto zu gehen hatte, um die Lieferung im Empfang zu nehmen. Also musste Klaus Heigl erzählen, wie das so ist mit ihm und dem Thomas. Sie sind Zwillingsbrüder, 20 Jahre alt – und zum ersten Mal hatten sie gemeinsam ein Spiel der Deutschen Eishockey Liga bestritten.
Zwillinge im Eishockey – gar nicht so selten. Die Heigls sind aktuell nicht die einzigen in der DEL. Schwenningen hat Tylor und Tyson Spink (31). Am berühmtesten sind die Sedins, Daniel und Henrik. Die Schweden, heute 43, stürmten 17 Jahre Seite an Seite für die Vancouver Canucks in der NHL. Ob es bei den Heigl-Brothers diese immerwährende Gemeinsamkeit geben wird, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Klaus: „Bis jetzt war es möglich, dass wir in den gleichen Mannschaften gespielt haben; aber wenn es schlauer ist, sind wir auch bereit, getrennte Wege zu gehen.“
Die Heigls stammen aus dem Talente-Biotop Reichersbeuern, durchliefen die Tölzer U-Mannschaften und wechselten mit 17 an die Red-Bull-Akademie. Als Spielertypen entwickelten sie sich aber unterschiedlich. Klaus sieht sich „als Typ Spielmacher, der die Scheiben abgibt“ (sein Vorbild: Patrick Hager, der Kapitän des EHC), Thomas ist mehr der Scorer, spielt es auch etwas härter, blockt mehr Schüsse.“ Thomas spielte neben Andi Eder und Trevor Parkes auf Außen, „der Klausi“, wie Trainer Toni Söderholm sagt, ist derzeit als Center für Markus Eisenschmid und Filip Varejcka gesetzt. Die Heigls in einer Reihe gab es in München nicht.
Thomas, der um elf Minuten Ältere, bestritt in der Saison 2021/22, gezeichnet von Corona-Ausfällen, schon sieben DEL-Spiele für den EHC, in denen er auch sein erstes Tor erzielte; in 2023/24 indes liegt Klaus mit 22:1 DEL-Partien vorne. Woraus man allerdings nicht schließen sollte, dass der eine talentierter oder weiter sei als der andere. Klaus: „Es kommt immer darauf an, was der Trainer gerade braucht.“ Diese Saison ist es eben er.
Söderholm mag die Heigls: „Es sind gute Jungs.“ Kleine Kritik nur: „Sie reden manchmal mehr, als sie machen.“ Klaus grinst: „Stimmt schon, ich habe ein lautes Mundwerk. Thomas nicht so, weil er nicht oft in München ist.“ Und wenn, dann muss er die Wäsche aus Mutters Auto holen.