München – Das Jahr 1977: Der FC Bayern hatte die besten Jahre hinter sich – und Franz Beckenbauer bekam, wie er selbst einmal erzählte, einen diskreten Hinweis aus dem bayerischen Finanzministerium: Besser, wenn er das Land mal eben verließe. Es passte, dass in Amerika der Fußball mit einstigen Weltstars zur Blüte gebracht werden sollte: Der „Kaiser“ wechselte zu Cosmos New York.
Weit weg. Und doch blieb er den Menschen in Oberbayern nah. Denn wöchentlich erzählte er in einer Kolumne im Münchner Merkur, wie es ihm so erging in der Neuen Welt. Solch eine Beitragsserie hatte in Zeiten vor dem Internet exklusiven Charakter, Beckenbauer wurde vor 40 Jahren mit einem Honorar entlohnt, das man auch heute noch üppig nennen würde.
Was er dafür tun musste? Mei, ein bisserl erzählen, was los war, wenn man ihn anrief. Die Arbeit hatte die Redaktion in München. Einmal war Cosmos New York auf Gastspielreise in Buenos Aires, in München versuchte ein Merkur-Redakteur telefonisch zu Beckenbauer durchzudringen – doch das argentinische Hotelpersonal schirmte seinen Gast ab. Kein O-Ton vom Franz, da musste der Redakteur tricksen. Er suchte alte Beckenbauer-Zitate über den südamerikanischen Fußball zusammen und strickte daraus eine Kolumne, wie der Meister es hätte gesagt haben können. Immer ging umgehend ein Merkur-Belegexemplar nach New York. Dort war Beckenbauer in der Woche darauf dann wieder zugegen, und der junge Redakteur erledigte bange seinen Anruf: Ob’s denn recht gewesen sei, ob Beckenbauer seine Kolumne im Nachhinein absegne?
Die Antwort war erwartet beckenbaueresk: „Passt scho.“ GÜNTER KLEIN