Erst Weltrekord – dann Wintermärchen?

von Redaktion

EM-Auftakt mit 53 000 Fans in Düsseldorf gegen die Schweiz soll Handball-Euphorie entfachen

Düsseldorf – Alfred Gislason konnte nicht genug bekommen. Zwei Stunden lang scheuchte der Bundestrainer seine Handballer durch das Fußball-Stadion. Die Vorfreude auf das Weltrekordspiel zum Start der Medaillen-Jagd bei der Heim-EM stieg beim Training in der gigantischen Arena ins Unermessliche. „Ich glaube, es wird überwältigend, wenn wir hier einlaufen und die Nationalhymne gespielt wird“, sagte Kapitän Johannes Golla. Und Gislason meinte im ZDF: „Das wird die Mannschaft beflügeln und nach vorn pushen. Wir hoffen auf eine richtig schöne Atmosphäre.“

Allein der Gedanke an die Weltrekord-Kulisse von 53 000 Zuschauern beim EM-Auftakt gegen die Schweiz elektrisiert die deutschen Handballer. Die Atmosphäre in der gigantischen Düsseldorfer Arena, wo sonst die Fortuna in der zweiten Fußballbundesliga spielt, soll die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason beim Start in ihre Medaillen-Jagd am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF und Dyn) beflügeln. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich angekündigt.

Gislason und sein Team wollen mit einem Auftaktsieg vor 53 000 Fans in Düsseldorf und Millionen vor den Fernsehern die „Welle“ erwischen und eine Handball-Euphorie im Land auslösen. Ähnlich wie 2007, als das goldene Wintermärchen gelang. „Zuhause ist vieles möglich. Wenn so eine Stimmung und Euphorie aufkommt wie damals, können wir wirklich träumen“, sagte Gislason: „Aber der Weg ist ziemlich steinig.“

Vor der ersten Europameisterschaft auf deutschem Boden werden nicht bloß beim DHB-Coach Hoffnungen auf einen erneuten Höhenflug geweckt. „Ich bin der Meinung, dass du groß träumen musst. Du kannst nicht nach den Sternen greifen, wenn du denkst, der Himmel ist die Grenze“, sagte Torhüter Andreas Wolff in der ARD und fand damit die perfekten Worte für die Sehnsucht einer ganzen Sportart. 17 Jahre nach dem legendären Gold-Triumph von Köln wird es an der Zeit für eine neue Handball-Sternstunde vor heimischem Publikum.

Damit die Euphorie nicht schnell Ernüchterung weicht, gilt Gislasons volle Konzentration dem wegweisenden Duell mit der Schweiz. „Wir wissen, dass es ein schweres Spiel gegen die Schweiz wird. Wir müssen sehr geduldig sein und unser Spiel spielen“, sagt er.

Sollte sich die Geduld auszahlen, könnte der Plan von Thomas Freyer. Leiter internationale Veranstaltungen beim DHB, aufgehen. „Wir setzen das Highlight gleich an den Anfang. Wir hoffen, dass wir von der Euphorie, die wir hier entfachen, die gesamte EM getragen werden“, sagt er und merkt an: „Der logistische Aufwand war enorm.“

Seit dem 2. Januar wurde in der Düsseldorfer Arena geschraubt, gehämmert und gebohrt. An den Baumaßnahmen waren bis zu 400 Mitarbeiter beteiligt. Der DHB hat keine Kosten und Mühen gescheut – 25 Kilometer Kabel wurden verlegt, 9000 Extrasitze verbaut und riesige Videobeamer montiert – hinter dem anvisierten Weltrekord steckt ein Mammutprojekt.

„Es ist sehr beeindruckend, das Ganze aufgebaut zu sehen. Wir sind gut in der Zeit und werden rechtzeitig fertig werden“, versicherte DHB-Vorstandschef Mark Schober. Sorgen bereitet dem Verband dagegen der bevorstehende Bahnstreik. Mannschaften, Gäste und Offizielle sollen durch einen Sonderfahrplan ans Ziel kommen. Zudem appellierte Schober an Fans, andere Transportmöglichkeiten zu nutzen und gegebenenfalls Fahrgemeinschaften zu bilden.

Eine andere Sorge formuliert Gislason. „Hoffentlich ist es nicht zu kalt in der Halle“, sagte er. Zur Anwurfzeit werden in Düsseldorf Minusgrade erwartet. Dennoch sollen es auf dem Feld 18 bis 20 Grad werden. Das Dach wird geschlossen, Heizstrahler regeln die Temperatur.  sid

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