Franz und die Frauen – ein Kapitel für sich

von Redaktion

Drei Ehen und fünfmal Nachwuchs – „Der Herrgott freut sich über jedes Kind“

VON GÜNTER KLEIN

Franz Beckenbauer wurde in die Jugend-Nationalmannschaft berufen und erhielt gleich mal eine Sonderbehandlung. Aufgrund seines einzigartigen Talents? Nein. Der junge Münchner galt als moralischer Problemfall. 17 erst war er, als er Vater wurde. Ingrid hieß seine Freundin, die er, der Lehrling bei der Allianz, dann auch noch sitzen ließ. Dürfte so jemand – das war in den 60er-Jahren eine ernsthafte gesellschaftliche Diskussion – sein Land vertreten? „Der ist so gut wie Fritz Walter“, warb Jugend-Bundestrainer Dettmar Cramer beim DFB um Nachsicht für den Sünder vom FC Bayern, der im Verein schon sanktioniert und von allen attraktiven Reisen seiner Mannschaft suspendiert worden war? Cramer durfte Beckenbauer schließlich einladen, musste aber versprechen, ein Auge auf ihn zu werfen. „Franz musste dann bei mir im Zimmer schlafen“, erzählte Cramer, „und als wir da so das erste Mal im Doppelbett lagen, hat er mir gleich einen schlüpfrigen Witz erzählt.“

Der Franz und die Frauen –ein Kapitel für sich. Wenn Deutschland nicht schon immer ein Markt für die Beziehungsgeschichten von Prominenten war, so wurde es das mit Beckenbauer. Dreimal war er verheiratet, ein weiteres Mal in einer langjährigen festen Lebenspartnerschaft – die Öffentlichkeit wurde stets auf dem Laufenden gehalten. Und sie entwickelte die These, dass der Franz ein Faible für blonde Damen aus dem Sekretariat habe.

Brigitte Beckenbauer war die erste Ehefrau. Mit ihr hatte Franz die Söhne Michael und Stephan, der ein sehr guter Fußballer wurde, es in die Bundesliga schaffte (Saarbrücken), bei den Bayern später hochgeschätzter Nachwuchstrainer war und 2015 an Krebs starb. Thomas, den Erstgeborenen, brachte Franz Beckenbauer in die Ehe mit – er hatte eine der ersten deutschen Patchwork-Familien. Brigitte Beckenbauer hatte einen starken Einfluss auf die öffentliche Figur Franz Beckenbauer. Sie erkannte, dass an Fußballern Interesse bestehen kann, das über ihren Auftritt auf dem Rasen hinausgeht. Sie sorgte für angemessene gesellschaftliche Positionierung. Franz und Brigitte – ein Paar, das auf jedem Parkett besteht.

Es hätte gepasst, wenn sie 1977 zusammen nach New York gegangen wären. Doch vor seinem Wechsel in die USA hatte Franz Beckenbauer eine neue Liebe gefunden: Diana Sandmann, eine Münchner Fotografin, die oft auch beim Fußball gewesen war. Ihr berühmtestes Bild war das von Dettmar Cramer (Beckenbauers früherem Förderer beim DFB, ab 1974 Bayern-Coach) im Napoleon-Kostüm im Olympiastadion.

Der deutsche Fußballstar, der aufbricht in die Welt, in die Metropole der Unterhaltung, an den Broadway – das war schon eine große Geschichte. Die neue Liebesbeziehung war die perfekte mediale Ergänzung. Und natürlich nicht das letzte Mal, dass Beckenbauer Deutschland mit seinem Privatleben beschäftigte. In seiner Zeit als Teamchef der Nationalmannschaft lernte er beim DFB seine zweite Frau kennen: Sybille, Sekretärin in der Verbandszentrale in Frankfurt, die Hochzeit fand 1990 statt. Offizielle Trennung 2002.

Die dritte Eheschließung erfolgte 2006 in einer besonderen Phase von Franz Beckenbauers Leben: Während der Weltmeisterschaft in Deutschland, deren Organisations-Chef er war. Per Helikopter flog er von Spiel zu Spiel – und als das Turnier mal einen Tag durchschnaufte, steuerte das Fluggefährt Kitzbühel an. „Während der WM hat niemand mit unserer Hochzeit gerechnet“, freute Beckenbauer, damals 60, sich über den Coup. Mit Heidi Burmester, Sekretärin beim FC Bayern, hatte er bereits zwei Kinder, Joel und Francesca.

Joel Maximilian wurde im Sommer 2000 geboren – und durch die Stadt ging wochenlang das Getuschel vom Seitensprung des „Kaiser“. Die Münchner Zeitungen wussten im Grunde Bescheid –doch keine traute sich, es rauszulassen. Erwähnung fand die Kunde über Umwege via „Mannheimer Morgen“, zunächst dementierte die Beckenbauer-Seite über Manager Robert Schwan, drohte mit Klage – ehe über Franzens Hauspostille „Bild“ das Bekenntnis zur Vaterschaft erfolgte. Mit dem berühmten Satz: „Der Herrgott freut sich über jedes Kind.“

Der zweite Vorname von Tochter Francesca lautet Antonie. So hieß Franz Beckenbauers Mutter. Sie war die Verbindung nach München, das seit 1977 nicht mehr der Lebensmittelpunkt des Fußballstars sein konnte. Das hatte steuerliche Gründe, Beckenbauer beschränkte seine Aufenthalte in Deutschland auf eine bestimmte Anzahl von Tagen, gemeldet war er in der Schweiz und in Österreich. Aber als Funktionär des FC Bayern zog es ihn regelmäßig in die Heimat, und die Samstage nutzte er, um bei der Mutter die Sportschau zu sehen und sich in der alten Rolle als Bub umsorgen zu lassen. Antonie Beckenbauer verfolgte mit Sorge, wenn ihr Sohn mal wieder hakelig dünn war, und bekochte ihn. Sie wurde 95, verstarb zu Anfang des WM-Jahres 2006. Wenn man so will: Sie war die Frau seines Lebens.

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