Ein Münchner im Himmel

Geht’s raus und spuit’s Harfe!

von Redaktion

JÖRG HEINRICH

Franz Beckenbauer, der Kaiser von Bayern, ist über die Jahre müde geworden und stirbt. Zwei Engel ziehen ihn mit viel Mühe in den Himmel, wo er von St. Petrus aufgenommen wird. Der Apostel gibt ihm eine Harfe und macht ihn mit der himmlischen Hausordnung bekannt: Frohlocken und Hosianna singen. „Ich hab noch nie gesungen“, wehrt sich der neue Engel Franziskus. „Da ist mir anderes zu Ohren gekommen. Aber Sie haben recht: Singen ist wirklich nicht Ihre Stärke“, brummt Petrus, während der himmlische Neuzugang zwei hübschen Engerl nachschaut und sich freut: „Ja is denn scho Weihnachten?“ Dann erkundigt sich Franziskus bei Petrus: „Ham’s denn wenigstens an Fußball da heroben?“

Ein blauer Sechzger-Engel eilt mit einem Ball herbei, was in Franziskus gleich wieder den alten Zorn weckt. Er schimpft: „Du Lausbua, Du mistiga! Kummt’s es aa da rauf?“ Er schallert ihm eine, wettert „des hast da verdient, Engl, boaniga“ und kann sich kaum beruhigen. Dann begibt er sich auf seine Wolke. Aber statt grantig zu frohlocken, jongliert er so virtuos mit dem Ball, wie es der Himmel noch nie gesehen hat. Petrus beschließt, dass der Münchner im Himmel die träge gewordene Engelsschar körperlich wieder besser in Form bringen soll.

Franziskus lässt gleich seinen alten Freund, den Bomber-Engel Gerd, herbeikommen. Die beiden fallen sich vor Glück übers Wiedersehen in die Arme und spielen sich die Bälle von Wolke zu Wolke so wunderbar zu, dass es eine wahre Freude ist. Mit den genialen Vorlagen vom Franziskus schießt Gerd die Wolken so treffsicher vom Himmel, dass es über Bayern tatsächlich sonniger wird. „Des is ja des reinste Sommermärchen“, strahlt Franziskus.

Die anderen Engel nimmt er durch seinen Charme schnell für sich ein. „Geht’s raus und spuit’s Harfe!“, trägt er ihnen auf. Dann noch ein paar Runden Wolkenlaufen, und alle sind zufrieden. Mit dem faden Frohlocken hat es Franziskus weniger. Er hockt auf seiner Wolke, klampft lustlos auf seinem Instrument, schaut dem FC Bayern von oben beim Fußballspielen in der Allianz Arena zu und schimpft.

Und wie er schimpft! „Halleluja!“, ruft er, „was spuits’n ihr für an Schmarrn zamm? Des is ja wie obere Wolke gegen untere Wolke! Schau her, Uwe, wia dei Traditionsmannschaft!“ Schon eilt Uwe Seeler mit einem fröhlichen „Moin“ herbei und bestätigt kopfschüttelnd das Urteil des fluchenden Franziskus. „Die solln a Dach auf die Allianz Arena machen, des is ja ned zum Anschauen. Sacklzement Halleluja!“, zürnt der himmlische Fußballbeauftragte.

Und er schimpft so laut, dass ihn Petrus vor den lieben Gott führt, der von Lichtgestalt zu Lichtgestalt schnell weiß, was gespielt wird: „Aha! Ein Münchner!“ Damit das Geschimpfe aufhört, beschließt der liebe Gott, dass er für Franziskus einen Spezialauftrag hat: „Er muss meine göttlichen Ratschläge der Führung des FC Bayern überbringen. Da kommt er jede Woche ein paarmal nach München und die liebe Seele hat ihre Ruh.“ Franziskus ist so froh, dass er sofort abfliegt, nach München, heim nach Giesing. Dort schaut er Buam und Madln auf einem Fußballplatz beim Spielen zu. Das macht ihn so glücklich, dass er bleibt und bleibt und bleibt – und vor lauter Begeisterung bis heute dort steht.

Und so wartet die Führung des FC Bayern noch immer auf die göttlichen Eingebungen.

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