München – Weißer Rauch über der Grünwalder Straße 114! Rund fünf Wochen nach dem Rausschmiss von Ex-Coach Maurizio Jacobacci (60) hat der TSV 1860 endlich einen neuen Trainer gefunden – und der ist ein echter Überraschungskandidat. Nach Informationen unserer Zeitung soll Argirios Giannikis neuer Cheftrainer bei den Löwen werden und den Club vor dem Abstieg in die Regionalliga Bayern retten.
Argirios wer? Der 43-jährige gebürtige Nürnberger war zuletzt Trainer beim griechischen Traditionsclub AEK Athen. Dort wurde er aber nach nur 23 Spielen im März 2022 wieder entlassen. Zuvor führte er PAS Giannina zur Zweitliga-Meisterschaft und zum Aufstieg in die erste Liga Griechenlands.
In Deutschland trainierte er schon den VfR Aalen und Rot-Weiss Essen. Gemeinsam mit Bundestrainer Julian Nagelsmann absolvierte er einst die Trainerausbildung. Wie kam es zur Entscheidung für den eher unbekannten Deutsch-Griechen? Nach unseren Informationen flatterten über 60 Bewerbungen für den Job als Cheftrainer auf der Geschäftsstelle ein. Sechzig definierte zwei Profile: Kommen sollte entweder eine Art harter Hund – oder ein „Teamplayer“, der die Köpfe der Spieler erreicht und dazu in der Lage ist, eine nachhaltige Spielidee zu entwickeln und mit der Mannschaft auch umzusetzen.
In Absprache mit dem neuen Sport-Geschäftsführer Christian Werner (42) fiel die Wahl dann auf das „Teamplayer“-Profil – und damit auf Giannikis. Finanz-Boss Marc-Nicolai Pfeifer (43) kennt den Trainer schon aus seiner Zeit bei Ausrüster Hummel. Dort betreute er u.a. den Karlsruher SC – und traf dabei auf Giannikis, der bei den Badenern von 2009 bis 2016 Co-Trainer von Markus Kauczinski war. Im Rennen war auch Marco Antwerpen (52).
Doch nach Informationen von Sport1, das zuerst über die Personalie berichtete, hat sich Sechzig mit dem Ex-Trainer vom 1. FC Kaiserslautern nicht einigen können. Stattdessen steht nun Giannikis vor der Unterschrift – und könnte schon heute (12.30 Uhr) bei der Antritts-PK von Werner mit auf dem Podium sitzen. Geht alles wie geplant über die Bühne, wird der Deutsch-Grieche, der wohl keinen Co-Trainer mitbringen wird, anschließend das Testspiel gegen die WSG Tirol (14 Uhr, 2 x 60 Minuten auf Kunstrasen) beobachten. Dann noch unter der Regie von Frank Schmöller. „Das ist kein Vorbereitungsspiel für uns, das ist der Ernstfall. So viele Spiele haben wir nicht. Wir müssen da Vollgas geben“, sagt der scheidende Interimstrainer.
Auf drei Profis muss 1860 verzichten. Neben Schambeinpatient Joel Zwarts, der angehalten wurde, seine Reha ab Montag in München fortzusetzen, werden auch Tim Rieder (Infekt) und Phillipp Steinhart (Innenband) ausfallen. Zeigen dürfen sich dafür Lukas Reich (17), Moritz Bangerter (19) und Leon Tutic (wird heute 22). Alle drei Junglöwen hätten im Training einen sehr guten Eindruck hinterlassen, sagt Schmöller. Giannikis wird ganz genau hinschauen.
JOHANNES OHR, ULI KELLNER
„Teamplayer“ statt harter Hund