München -– An der Säbener Straße steht eine Trauerkerze neben einem kleinen Strauß rot-weißer Rosen. Noch am Abend der Todesmeldung von Franz Beckenbauer hat jemand das Arrangement vor die Geschäftsstelle des FC Bayern München gelegt. Unweit davon, am Geburtshaus des größten deutschen Fußballers im Stadtteil Giesing, liegt am Dienstagmorgen ein Zettel auf dem Gehweg. „Danke Franz!“, heißt es dort.
Dass die Legende im Alter von 78 Jahren gestorben ist, können viele an diesem bitterkalten Januarmorgen in München nicht fassen. Weltweit verneigen sich Weggefährten, Prominente und Fans vor einem der bedeutendsten Fußballer der Historie. Berti Vogts war einer der ersten, die sich bei aller tiefen Trauer über den Tod um dessen Vermächtnis sorgte. „Es ist wichtig“, sagte der einstige Adjutant des Kaisers, dass „sein Name nicht in Vergessenheit“ gerate bei folgenden Fußball-Generationen.
Der FC Bayern begann am Tag nach der Nachricht vom Tod der Vereins-Ikone umgehend mit den ersten Planungen – in großer Runde. Man solle, sagte der ehemalige Klubchef Karl-Heinz Rummenigge der Bild, Beckenbauer „zum Dank und Andenken eine Trauerfeier im Stadion ausrichten, das es ohne ihn nie gegeben hätte“. Die Gedenkfeier findet am 19. Januar ab 15 Uhr statt, wie der FC Bayern am Dienstagabend mitteilte. Eine Statue neben jener von Gerd Müller vor der Arena ist wahrscheinlich, Charme hätte eine Umwidmung in „Beckenbauer Arena“, immerhin war der junge Franz einst Lehrling bei der namensgebenden Allianz.
Sein Stadion wird der FC Bayern in den kommenden Tagen mit dem Schriftzug „Danke Franz“ erstrahlen lassen, jeweils von 16.30 bis 23.00 Uhr. Zum Ausklang soll die Sonderbeleuchtung am Freitagabend zum Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim (20.30 Uhr/Sat.1 und DAZN) bis 1.00 Uhr nachts zu sehen sein. Zudem tauchte der deutsche Rekordmeister seine Homepage in Schwarz. „Die Welt des FC Bayern ist nicht mehr die, die sie mal war – plötzlich dunkler, stiller, ärmer“, hieß es zu Beginn des Nachrufs. Ohne den Kaiser, hieß es weiter, „wäre der FC Bayern niemals zu dem Verein geworden, der er heute ist“. Es charakterisiert Beckenbauer, dass er das schon immer anders sah und oft genug betonte: „Ohne die Tore von Gerd Müller würden wir uns heute immer noch in dem Holzhäusl an der Säbener Straße umziehen.“
Die Bedeutung und das Vermächtnis Beckenbauers fasste unter anderem sein ehemaliger Mitspieler Sepp Maier in einem emotionalen Brief zusammen, veröffentlicht bei Sport1. Wie so viele betonte auch der Weltmeister von 1974 einen der wesentlichen Charakterzüge von Beckenbauer: „Du bist nie abgehoben“, schrieb Maier, „sondern bist immer ein Mann des Volkes geblieben.“ Darüber hinaus habe er mit der WM 2006 „eine ganze Fußballnation glücklich gemacht und geeint“. Diese Wochen seien „unfassbar gewesen“.
Beckenbauers über Deutschland hinaus reichende Wirkung spiegelte sich auch in den großen internationalen Medien wieder. Die französische Sportzeitung L’Equipe würdigte „L’Empereur“ auf dem Titel und neun weiteren Seiten. Die italienische Gazzetta dello Sport schrieb, das größtmögliche Kompliment für einen Abwehrspieler laute: „Du bist ein Beckenbauer.“
Er habe „ein so schönes Leben, dass ich für immer dankbar sein werde“, sagte Beckenbauer zu seinem 75. Geburtstag am 11. September 2020 der Bild. Er hoffe, ergänzte er, „dass mir vom Lieben Gott noch viele Jahre gegeben werden. Aber du weißt es nicht. Die Endlichkeit wird dir bewusst.“
Wann Beckenbauer beigesetzt wird, steht noch nicht fest. Das Familiengrab ist am Perlacher Friedhof.
dpa, sid, mm