Zauchensee – Wenn sie oben steht, kickt das Adrenalin. Kira Weidle schaut den Startschuss der Abfahrtsstrecke in Zauchensee hinunter. „Da hat man beim ersten Mal schon ein mulmiges Gefühl “ Die Kälberlochabfahrt gilt als eine der anspruchsvollsten Speed-Strecken im Frauen-Weltcup. Auf dem extrem steilen Starthang, der auf 2176 Metern Höhe beginnt, beschleunigen die Läuferinnen in fünf Sekunden auf über 100 Stundenkilometer. „Es ist ein bisschen wie Achterbahnfahren“, erzählt Weidle. „Man fährt nur geradeaus und muss schauen, dass man unten in der Kompression genug Druck auf den Ski hat.“ Es folgen offene Kurven, Gleitpassagen, ein technischer Schlussteil. „Die Strecke hat von allem was.“ Die deutsche Abfahrts-Spezialistin hat in Zauchensee immer gute Leistungen gezeigt. Das letzte Mal, als der Weltcup im Salzburger Land Station gemacht hatte, raste die 27-Jährige auf Platz Zwei. Sie fuhr dort ihr erstes Weltcup-Rennen. „Ich habe sehr gute Erinnerungen.“
An die möchte die Athletin des SC Starnberg am Wochenende anknüpfen. Bei den Super-Gs am Freitag und Sonntag sowie der Abfahrt am Samstag zu ihrer Form finden. „Ich will wieder in den Flow kommen“
Bisher ist die Saison nicht nach Wunsch verlaufen. Bei der Abfahrt in St. Moritz und beim Super G in Val d’Isere wurde Weidle jeweils Neunte. Weiter stehen ein Platz 26 und ein Rang 13 zu Buche. Das ist nicht der Anspruch. „In den ersten Rennen will man schnell mal zu viel“, erklärt Weidle. Vielleicht sei auch der Gedanke, wann es endlich mit dem ersten Weltcup-Sieg klappt „zu präsent“ gewesen, räumt sie ein. „Dann vergisst man, sich auf das Wichtigste zu konzentrieren: Wie schaffe ich es, schnell Ski zu fahren?“
Über Weihnachten hat Weidle versucht, den Kopf frei zu bekommen. „Jetzt freue ich mich wirklich darauf, wieder Rennen zu fahren.“ Ihre Trainingsleistungen in die Wettkämpfe rüber zu bringen. Die Starnbergerin ist froh, mit Emma Aicher eine Partnerin zu haben, mit der sie sich pushen kann. „Es ist schön, wenn mich jemand kitzelt, ich kann mir einiges abschauen“, lobt Weidle. „Es ist unglaublich, was für ein Potenzial sie hat, was für ein Pensum sie leistet.“ Mit zwei Top-Ten-Plätzen hat die Allrounderin Aicher, die auch im Slalom und Riesentorlauf antritt, ihr Können in dieser Saison schon gezeigt. Das lasse hoffen für die Zukunft.
Die heißt erst einmal: Zauchensee. Am Donnerstag steht das einzige Training auf dem Programm, am Freitag das erste Rennen, eine nachgeholte Abfahrt aus St. Moritz. Weidle schaut einstweilen auf keine Ergebnisse. „Ich will nur gut Skifahren.“ Dass sie nur einen Testlauf hat, stört sie nicht. Ihr Material ist gut, unterstreicht sie. „Die Bedingungen auch“ Es ist kalt, hat geschneit. Die Voraussetzungen für ein gutes Wochenende wären gegeben. KATHARINA BRUMBAUER