München – Johannes Lukas kann über Laufzeiten sprechen. Über Schießzeiten. Dabei über Zeiten bis zum ersten Schuss und den Zeiten zwischen den Schüssen. Er spricht über Trefferquoten und wirkt im Gespräch, als ob er jede schwedische Strafrunde der letzten Jahre im Kopf hat. Aber wenn es um die Leistung seines skandinavischen Team geht, verliert sich der Münchner nicht im Ziffern-Dschungel. „Letztes Jahr hatten wir vor Ruhpolding 13 Podien, dieses Jahr waren es elf“, sagt er unserer Zeitung – im Chiemgau kam durch die Frauen-Staffel bisher eines dazu. „Der Winter läuft gut, aber manchmal ist es nicht gut genug. Wir lassen zu viele Chancen liegen und werden eben an Podien gemessen“, sagt der 30-Jährige. Es ist der fünfte Winter für den 30-Jährigen als Cheftrainer der Schweden. Die unter ihm zweimal in Serie bei Weltmeisterschaften einen nationalen Medaillenrekord aufstellten, elf waren es 2023 in Oberhof.
Doch diese Leistungen erzeugen Druck. „Der ist natürlich da. Aber wir händeln das im Team gut“, sagt Lukas dazu. Am besten schaffen das die Frauen um Elvira Öberg – die 24-Jährige liegt im Gesamtweltcup auf Rang drei, die Frauen-Staffel war in dieser Saison bisher jedes Mal auf dem Podest. „Richtig stark und sehr hohes Niveau“, sagte Lukas. Bei den Männern konnte er sich ein solches Fazit bisher seltener erlauben. Ein Staffel-Stockerl fehlt ihnen diesen Winter noch komplett. Das Trio um Martin Ponsiluoma, Sebastian Samuelsson und Jesper Nelin war in dieser Saison von Infekten beziehungsweise von Verletzungsnachwirkungen geplagt. Zudem fehlt ein vierter Mann auf Top-Niveau.
Aber es ist nicht nur das. „Was die Schießzeiten angeht, wurden wir ein bisschen überrollt“, sagt Lukas: „Und auch was die Trefferleistung angeht, können wir nicht zufrieden sein. Chapeau vor den Deutschen, die haben da einen Schritt gemacht. Wir haben da noch einen Job zu machen.“
Der Trend zum schnellen Schießen, wie es auch Lukas formuliert, ist nicht nur in Deutschland durch Männer-Coach Uros Velepec ein Thema, der darauf sehr achtet. Sondern er setzt den Rest der Weltspitze (den nicht norwegischen) spürbar unter Druck. „Ich habe mich in ein schnelles Schießen drängen lassen“, sagte etwa Benedikt Doll nach seinen zwei Strafrunden in der Staffel am Donnerstag.
Den Druck hält Lukas wie die hohen Erwartungen am liebsten von seinen Team weg. Auch mit Blick auf die WM im Februar im tschechischen Nove Mesto. „Bei der WM werden die Karten neu gemischt. Ich bin da ganz entspannt.“
THOMAS JENSEN