TV-KRITIK
So hat sich niemand den Start ins Bundesliga-Jahr 2024 gewünscht. Auch bei Sat.1 reimte sich gestern Trauer auf Beckenbauer. Aber, hilft ja nichts, die Show muss weitergehen. Und so hieß das TV-Motto: Geht’s raus und zeigt’s Fußball! Auch wenn’s schwerfällt.
– Der Moderator: Am liebsten hätte man Matthias Opdenhövel den Rat gegeben, möglichst zu schweigen und die Bilder sprechen zu lassen. Sportfreund, stiller! Aber das geht im Fernsehen auf Dauer halt auch nicht. „Die Bayern-Welt ist seit dem Tod von Franz Beckenbauer eine andere“, verkündete er zum Auftakt in einer 28-Sekunden-Einblendung, bevor wieder mit Reklame Geld verdient werden musste. Vor lauter Trailern und Werbung und Gewinnspielen und Kladderadatsch und Check24-Nervensägen blieb bei Sat.1 nicht allzu viel Würde übrig.
– Der Experte: Weil gute Freunde niemand trennen kann, hatte Opdi seinen Analyse-Spezi Stefan Kuntz dabei. Auch der Europameister hätte sich gewünscht, dass der Kaiser ewig lebt. Aber der Wunsch ging nicht in Erfüllung: „Man glaubt immer, dass so jemand nicht sterben kann.“ Kuntz hat familiäre Erinnerungen an den Franz: „Er hat mich immer gefragt, was macht der Vater?“ Denn Papa Günter hat einst noch gegen Bayern gespielt – und 1964 gegen Sepp Maier getroffen. Apropos: Der Moare, die Katze von Anzing, war auch da (Screenshot) und heiterte die Runde mit seinem Spitzbuben-Charme auf: „Der Franz war auch bei Eigentoren super.“ Sein Vorschlag: Ein Denkmal für den Kaiser neben dem Bomber vor der Allianz Arena: „In 20 Jahren komm ich auch dazu.“ Aber bitte kein Jahr früher, Sepp!
– Der Kommentator: Wolff Fuss hielt sich zu Beginn der „Polar-Expedition“ in die eisige Arena mit seinen Spassettln zurück, beschloss dann aber zurecht: „Werden wir sportlich.“ Sein launiges Fazit zur müden ersten Hälfte beim Liga-Start 2024: „Erster Schultag nach den Winterferien, noch nicht alle Stifte dabei.“ Über den lustigsten Dialog des Abends mit Stefan Kuntz hätte auch der Franz schallend gelacht. Als Hoffenheims Ozan Kabak am Ball war, erinnerte Fuss den ehemaligen türkischen Nationaltrainer: „Er war mal dein Mann.“ Darauf Kuntz lässig: „Naja, mein Mann? Ich bin ja mit meiner Frau zusammen.“ Da waren die Sportfreunde dann wieder lauter, das war auch okay so. JÖRG HEINRICH