Berlin – Elias Ellefsen á Skipagøtu war auf dem besten Wege zum tragischen Held zu werden. Der Spielmacher ist der beste Handballer, den die Färöer Inseln je hervorgebracht haben. Auch gegen Norwegen ging am Samstagabend nahezu jedes Tor seiner Mannschaft vom 1,85 Meter großen Mittelmann aus – wenn er es nicht selbst warf.
Mehr als 5000 Färinger bejubelten die Aktionen ihrer Lieblinge frenetisch. Dank mehrerer Sonderflügen ist etwa ein Zehntel der 52 000 Einwohner nach Berlin gekommen, um die erste EM-Teilnahme einer Erwachsenen-Mannschaft in einem Teamsport zu feiern. Doch in der Schlussphase unterlief ihrem Liebling ein Anfänger-Fehler. Skipagøtu, dessen Bruder Roi sowie deren Cousins Pauli und Óli Mittún ebenfalls fürs Nationalteam auflaufen, hatte eine Zeitstrafe erhalten, weil er bei einem Freiwurf des Gegners nicht genügend Abstand gehalten hatte. Norwegen nutzte das prompt zu einem Drei-Tore-Vorsprung 26:23.
„Wir haben versucht, cool zu bleiben. Mit allem gekämpft, was wir haben“, erzählte Skipagøtu später, immer noch aufgedreht, mit leuchtenden Augen.
Zusammen mit vielen Mitspielern hat er einst die U17-Europameisterschaft gewonnen, acht Spieler aus dieser goldenen Generation bilden das Gerüst des Färinger Nationalteams. Aufgegeben? Niemals. So erzielten die Färinger das Tor zum 24:26, verkürzten 20 Sekunden vor dem Ende von Linksaußen auf 25:26. Auszeit Norwegen, noch elf Sekunden auf der Uhr, Ballbesitz an der Mittellinie.
Und dann? Als Harald Reinkind prellen möchte, spritzt Skipagøtu – beiden Spielen in Kiel – dazwischen und klaut den Ball. Reinkind weiß sich nur durch ein Foul zu helfen. Strafwurf. Skipagøtu tritt an – und trifft.
THOMAS REMSPERGER