Kitzbühel/Flachau – Kitzbühel, die Streif. Dort wird das berühmteste, aber auch berüchtigtste, brutalste Abfahrtsrennen im Skizirkus ausgetragen. Ausgerechnet an diesen mythischen Ort schleppt sich in dieser Woche eine zerrissene Szene, in der mal wieder eine Sicherheits- und Belastungsdebatte tobt.
„Alarm vor Kitzbühel“, titelte die österreichische Kronen-Zeitung am Montag dramatisch. Die schlimmen Bilder aus Wengen haben für Schrecken gesorgt. Brutale Stürze, Blut auf der Piste, ramponierte Stars im Krankenhaus: Stimmen fürchten um die Zukunft des Sports. Das Programm ist zu umfangreich, sagen die einen mit Verweis auf die Doppel-Abfahrten in Wengen und Kitzbühel. „Ich hoffe, das ist das letzte Mal, nie wieder“, schimpfte selbst der Schweizer Ski-Held Marco Odermatt. Das Spektakel, meinen die anderen, wird immer mehr übertrieben. Auch DSV-Alpin-Direktor Wolfgang Maier stört das „höher, schneller, weiter“. So würde „ein attraktiver Sport schwer beschädigt“. Maier warnte jedoch vor Populismus. Die verhängnisvollen Stürze der Top-Stars Marco Schwarz in Bormio oder Alexis Pinturault und Aleksander Aamodt Kilde in Wengen hätten individuelle Gründe gehabt, von Überlastung könne nicht pauschal die Rede sein.
Das „wirkliche Problem“ sieht Maier, und damit steht er nicht allein, in FIS-Präsident Johan Eliasch. Der schwedisch-britische Geschäftsmann mische sich zu sehr in die Planung ein und habe das Programm überladen. Eliaschs Antwort folgte prompt: Die belasteten Rennfahrer könnten ja mal auf einen Start verzichten. Auch die Veranstalter wehrten sich nicht – im Gegenteil. In Kitzbühel ist man froh, anstelle des schlecht vermarktbaren Super-G eine zweite Schussfahrt auf der Streif bieten zu können. Auch wenn der einstige Kitz-Sieger Thomas Dreßen meinte, der Klassiker würde so „entwertet“.
Inmitten der ganzen Diskussion tragen die Frauen am heutigen Dienstag bereits ihr nächstes Rennen aus. Sie fahren einen Nachtslalom in Flachau. Zu den Favoritinnen zählen Vorjahressiegerin Petra Vlhova und Mikaela Shiffrin, die die Speed-Rennen in Zauchensee ausgelassen hatte, um für die anstehenden Slaloms fit zu sein. Sie hatte am Sonntag noch ihren Freund Kilde im Krankenhaus besucht. Die deutschen Hoffnungen liegen auf Lena Dürr, die sich beim letzten Slalom in Kranjska Gora hinter Vlhova als Zweite eingereiht hatte. kb/sid