Malmesbury – Nachdem er die Nachricht gehört hatte, machte sich Andreas Abold in Südafrika eine Flasche des Weines Libero No 5 auf. Es ging ihm nah, als er erfuhr, dass Franz Beckenbauer gestorben ist. Seit 34 Jahren kannte er den „Kaiser“, traf ihn erstmals 1990 im Zuge einer Zusammenmitarbeit mit dem DFB für die Kampagne „Keine Macht den Drogen“, an der Abold mit seinem Büro für Marketingkommunikation mitgewirkt hatte. „Aus der Geschäftsbeziehung ist eine tiefe Freundschaft entstanden“, erzählt der Münchner. „Ich war sehr traurig. Wir haben uns eine Flasche aufgemacht und sind in Erinnerungen geschwelgt.“ Mit einem Wein, an dessen Kreation Beckenbauer beteiligt war.
Im Jahr 2013 war die Fußballlegende unter die Winzer gegangen. Gemeinsam mit Abold und seinem Schweizer Geschäftsfreund Fedor Radmann erwarb er, gut 80 Kilometer nördlich von Kapstadt, in der Region Swartland, nahe dem Städtchen Malmesbury, das Weingut Lammershoek. „Wir hatten alle eine große Zuneigung zu Südafrika.“ Das Trio hatte das Land bei der WM-Bewerbung für 2010 beraten. Beckenbauer hatte zuvor schon Nelson Mandela getroffen. „Das hat ihn schwer beeindruckt“, sagt Abold. Südafrika ist Beckenbauer ans Herz gewachsen. „So haben wir uns gedacht, könnten wir uns wirtschaftlich dort engagieren.“
Ein halbes Jahr lang suchten Abold, Beckenbauer und Radmann 2013 nach dem passenden Weingut. „Franz war bodenständig, er wollte kein schickes Anwesen in einem angesagten Anbaugebiet.“ Das Gut sollte eher „Bauernhof-Charakter“ haben, es sollten dort aber hochwertige Produkte entstehen können. So fiel die Wahl auf Lammershoek. Sein Investment wollte das Trio mit etwas Sinnstiftendem verbinden. So wurde im angrenzenden Farm Village ein Kindergarten angesiedelt, der 50 Buben und Mädchen Platz bietet. „Franz hat gerne dort vorbeigeschaut, hatte überhaupt keine Allüren, keine Berührungsängste“, erzählt Abold. Jedoch, was Wein anging „waren wir totale Amateure“. Beckenbauer war ein Genussmensch, trank gerne Wein, sah sich aber nicht als Kenner. Gemeinsam mit Winzern kreierte der „Kaiser“ den Rotwein Libero No. 5. Er besteht aus fünf Rebsorten, „so hat er geschmacklich eine Raffinesse, die zu Franz’ Auftreten auf dem Fußballplatz passt“. 2016 wurde der Tropfen vorgestellt.
Zwischen 2013 und 2017 reiste Beckenbauer zusammen mit seiner Frau Heidi und den Kindern Joel und Francesca regelmäßig nach Südafrika. Dann war ihm das gesundheitlich nicht mehr möglich. 2019 zog sich Beckenbauer schließlich aus Lammershoek zurück. Auch Radmann, mittlerweile 79, ist nicht mehr am Weingut beteiligt. Abold hat sich im vergangenen Jahr entschieden, Lammershoek zu verkaufen. Mit der Auflage, dass das Farm Village und der Kindergarten weiter bestehen. Abold bleiben die Flaschen Libero No. 5, die er im Gedenken an seinen Freund aus dem Weinkeller holt. „Mit der Leichtigkeit, die er ausgestrahlt hat und mit seiner Großzügigkeit war Franz ein Vorbild für mich“, betont er. „Wir haben viele emotionale Momente zusammen gehabt, an die ich mich mit Freude erinnere.“