„Faro ist besser als Katar“

von Redaktion

Münchner Sportmediziner erklärt die Vor- und Nachteile des Portugal-Camps

Zwischen dem letzten Training des FC Bayern in München und der ersten Einheit in Faro lagen knapp 2000 Kilometer – und 25 Grad Temperatur-Unterschied. Sportmediziner Dr. Milan Dinic erklärt im Interview mit unserer Zeitung, wie sich die Wärme auf die Trainingsleistung auswirkt und warum der FC Bayern vor Erkältungen aufpassen muss.

Dr. Dinic, wie beeinflusst der Temperatur-Unterschied die Trainingsleistung der Bayern-Stars in Faro?

Es ist sinnvoll, dass Thomas Tuchel diesen Ort zum Trainieren gewählt hat. Beim Training in Minusgraden bildet sich Kältestress, der sich bei einem Leistungssportler aufs ganze System auswirkt. Der Körper muss mehr Energie zur Erwärmung aufwenden – das raubt ein paar Prozentpunkte im Training.

Welche Vorteile gibt es in der Sonne noch?

In der Münchner Kälte war die Gefahr des Auskühlens groß, das erhöht die Gefahr von Verletzungen. Außerdem gibt es nach dem Training in der Kälte den sogenannten „Open-Window-Effekt“: Das Immunsystem fährt runter und man ist anfälliger für Infekte.

Also ist Faro aus medizinischer Sicht sinnvoll?

Ja, und sie ist sogar deutlich besser als die vorherigen Reisen nach Katar. Dort hat die Hitze die Eigentemperatur überschritten, was auch nicht gut fürs Training ist.

Am Donnerstag geht es zurück ins kalte München – worauf muss der FCB achten?

Bei der Rückkehr muss der FC Bayern doppelt vorsichtig sein. Die Akklimatisierung wird länger brauchen – man muss Obacht geben. Wenn man aus der Wärme in die Kälte zurückkommt, steigt das Risiko für Erkältungen enorm.

Wie kann der FCB dem vorbeugen?

Das Immunsystem muss gestärkt werden, das heißt: viel schlafen. Außerdem braucht es viel Flüssigkeit und eine gute Ernährung. Zum Frühstück sollten die Spieler zum Beispiel feine Haferflocken mit fettarmer Milch essen oder helle Semmeln mit herzhaftem oder süßem Belag. Nudeln mit Tomatensauce sind ein Tipp fürs Mittagessen. Ein Kohlenhydratdrink mit etwas Eiweiß – zum Beispiel Ovomaltine mit fettarmer Milch – innerhalb der ersten Stunde nach dem Training fördert die Regeneration. Ansonsten gilt die übliche Ernährungsempfehlung mit viel Gemüse und Obst.

Worauf muss man beim Training achten?

Thomas Tuchel muss die Belastung beim Training anpassen, die Spieler sollten nicht sofort mit voller Power in die Kälte gehen. Außerdem sollten sie für Wärme sorgen: Das geht zum Beispiel mit einer warmen Brühe oder einem Schlauchschal über Mund und Nase, der die Lunge beim Laufen vor der Kälte schützt.

Interview: Vinzent Tschirpke

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