München – Das Spiel war eines, das man der Kategorie „Werbung fürs Eishockey“ zuordnen könnte. Sechzig Minuten ein Rauf und Runter, Tore, zehn an der Zahl, von denen einige wahre Gustostückerl waren. Keine Frage: „Es hat Superspaß gemacht“, sagte Patrick Hager, Münchens Kapitän. Trotzdem verließen er und seine Kollegen vom EHC Red Bull die Olympia-Eishalle am Sonntagabend in nicht zu überspielender Zerknirschtheit.
Gegen die Eisbären Berlin hatten sie 4:6 verloren, es gab keine Punkte dafür, dass sie in den Punkten „Moral und Aggressivität“ von ihrem Trainer Toni Söderholm gelobt wurden. „Wir haben uns viermal zurückgekämpft“, meinte der Coach. Stimmt. Aber das heißt auch, dass der EHC viermal in Rückstand geraten war (0:1, 1:2, 2:3, 3:4) – und dann fatalerweise ein fünftes Mal. Am Ende ging dann noch eine Berliner Scheibe ins verlassene Münchner Tor. Nicht direkt, „sondern übers Glas – bezeichnend“, so Patrick Hager.
München ist Vierter in der DEL-Tabelle, aber vom dritten Platz (Straubing) weiter weg als vom siebten (Wolfsburg; es besteht also schon die Gefahr, dass der EHC als Meister einen fixen Viertelfinal-Platz (Sechster) verpassen könnte. „Wir sind in einem guten Spot in der Tabelle, viele Vereine würden sich die Finger lecken“, sagt Hager. Aber: Der Anspruch ist halt ein anderer: Erster, Zweiter und sich für die Champions League zu qualifizieren und mit Heimrecht in die Playoffs gehen.
„Wir sind im Januar“, so Hager. Es ist eine Jahreszeit, in der man gefestigter sein sollte. „Keiner ist zufrieden, wie die Saison läuft. Uns fehlt die große Konstanz. Mit dem Jahreswechsel waren wir der Meinung, das überwunden zu haben.“ Der EHC legte drei Siege aufs Eis, gegen Mannheim, in Köln, gegen Frankfurt. Doch dann folgte schon wieder ein Wochenende der Niederlagen. 1:2 in Nürnberg (Hager: „Das hat noch mehr wehgetan“), 4:6 gegen die Eisbären Berlin, die selbst „mit geringem Level Selbstvertrauen nach drei Niederlagen“, so ihr Trainer Serge Aubin, nach München gekommen waren. Hager: „Drei Spiele gewonnen, aber wieder zwei verloren – der Trott ist da.“
Die Knackpunkte gegen Berlin waren: „Wir geben defensiv zu leicht Chancen ab. Dreimal kam Berlin zu freien Schüssen direkt aus dem Slot. Wir konnten unsere Tore nicht so leicht erzielen.“ Dann die Schlussphase: Zweimal zwei Strafminuten für Berlins Verteidiger Korbinian Geibel, Markus Eisenschmid gleicht für den EHC nach 20 Sekunden im Powerplay zum 4:4 aus (55.) – und man hat noch zwei Minuten Zeit, „um den Sack zuzumachen“ (Hager). Doch was passiert? Münchner Lapsus, Berliner Konter zum 4:5. Hager: „Du kannst den Sack zumachen – und kriegst den Shorthander.“ Toni Söderholm sagte: „Wir haben uns selbst in den Fuß geschossen.“ Entmutigender kann es nicht laufen.
„Es sind Fehler, die du um diese Jahreszeit nicht machen darfst. Leider machen wir sie immer wieder“, kritisiert der Kapitän. Alles ist ja irgendwie durchanalysiert: „Wir haben genügend Clips davon, was uns stark macht – aber genauso viele darüber, wie wir uns nicht präsentieren dürfen.“ Jedenfalls: Die Bilanz gegen die drei vor dem EHC liegenden Teams Bremerhaven, Berlin und Straubing ist negativ.
Die großen Debatten im Mannschaftskreis gab es am Sonntag nicht, „das macht jeder erst einmal mit sich selbst aus“, erklärt Patrick Hager. Am Montag ging es dann mit den Trainern in die Analyse – der nächste Neustart im kontinuierlichen Versuch: „Wie bringen wir Konstanz rein?“