Deutschland vs. Frankreich

Wenn nicht jetzt, wann dann?

von Redaktion

MATHIAS MÜLLER

Es war „nur“ Nordmazedonien, mögen kritische Geister nach dem zweiten souveränen Erfolg der deutschen Mannschaft sagen. Und es ist ja richtig, dass die Lazarov-Mannen kein Handball-Schwergewicht sind. Aber, auch das gehört zur Wahrheit, das letzte Vorrunden-Duell bei der Europameisterschaft 2018 endete nur mit einem Remis. Und auch andere vermeintlich „kleinere“ Kontrahenten entpuppten sich in der jüngeren Vergangenheit größer als gedacht.

Am Sonntag hingegen geriet das DHB-Team nie in Bedrängnis und kam in den Luxus, seinen Stützen Golla, Köster und Knorr in der zweiten Halbzeit überwiegend schonen zu können – weil auch der zweite Anzug passt. Es ist fast schon erschreckend, mit welcher Selbstverständlichkeit die Gerade-Noch-U21-Weltmeister Uscins, Fischer oder Lichtlein ihr Ding durchziehen. Die Breite im Team könnte am Ende das dicke Plus werden, denn die erste Sieben wird nicht in jedem Spiel durchgehend glänzen. Siehe Wolff oder Köster am Sonntag.

Trotz des souveränen Sieges bleibt immer noch Luft nach oben. Technische Fehler macht das Team kaum, aber nicht jede Chance wurde verwandelt und nicht jede Wurfsituation ist richtig gewählt. Der zwischenzeitliche Anpfiff von Trainer Alfred Gislason kam genau zur rechten Zeit. Was auch auffällt: Deutschland hat die schnelle Mitte wiederentdeckt. War der Ballvortrag in den vergangenen Jahren oft nur schleppend, drücken Knorr & Co. bisher ziemlich aufs Gas – und kalkulieren dabei den ein oder anderen Fehler mit ein.

Mit Frankreich wartet nun eine besondere Hürde und ein Team, das sich in den vergangenen Jahren fast schon zum Angstgegner entwickelte. Auch vor einem Jahr beim WM-Aus war man letztlich völlig ohne Chance gegen Les Bleus. Dennoch: Unüberwindbar scheinen Karabatic & Co. diesmal nicht, das hat auch die Schweiz bewiesen, die im letzten Angriff sogar die Chance auf den ganz großen Coup hatten. Bis auf Dika Mem überzeugte keiner der französischen Granaten so richtig. Das Team von Guillaume Gille ist zumindest angeknockt und muss sogar noch um das Weiterkommen zittern.

Der Rekordweltmeister könnte also wieder mal fällig sein. Die „Höhner“ – Hymnengeber beim letzten deutschen Heim-Wintermärchen 2007 – würden sagen: Wenn nicht jetzt, wann dann.

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