München – Die Stimme von Georgia Volla durchdringt den Lärm in der Sporthalle in der Kapschstraße. „Weiter! Weiter!“, ruft die Trainerin der ersten Herrenmannschaft des BC Hellenen München. Im einen Moment kniet sie am Spielfeldrand und beobachtet das Spiel ihrer Mannschaft gegen den MTV München, dann springt sie auf und verfolgt das Geschehen mit verschränkten Armen. Volla dreht sich um und spricht mit den Auswechselspielern auf der Bank Englisch, sie schimpft auch mal in ihrer Muttersprache Griechisch. Es ist das ganz normale Verhalten eines Basketball-Trainers und doch etwas Besonderes. Denn Volla ist die einzige Frau an der Seitenlinie in der bayerischen Regionalliga 2, Trainerinnen gibt es im Männer-Basketball nach wie vor so gut wie gar nicht. Dass beim BC Hellenen mit Khanh „Sunny“ Duong auch die zweite Herrenmannschaft von einer Frau gecoacht wird, ist vermutlich deutschlandweit eine einmalige Konstellation.
In der sportlichen Führung sind Frauen ebenfalls stark vertreten. Angeführt wird der BC Hellenen von der Vorstandsvorsitzenden Sandy Lorenz, Miriam Storch besetzt als Sportliche Leiterin eine weitere Schlüsselposition. Seit jeher wird bei dem multinationalen Basketballverein großer Wert auf Diversität und die integrative Kraft des Sports gelegt, eine Quotenregelung oder ähnliches gibt es aber nicht. „Wir besetzen Positionen ausschließlich aufgrund von Leidenschaft, sozialer Kompetenz und Know-How. Georgia und Sunny bringen genau das mit“, erklärt Sandy Lorenz, wie das Trainerinnen-Duo bei den Hellenen-Männern zustande kam. „Dass wir damit ein starkes Statement abgeben, ist uns erst im Nachhinein klar geworden“, sagt Lorenz: „Aber so ist es genau richtig, es ist perfekt!“ Vor allem ist es ein Zeichen für mehr Gleichberechtigung im Sport. Denn Frauen müssen im Basketball nach wie vor um Anerkennung und Respekt kämpfen, da sind sich Lorenz, Volla und Duong einig.
Als Duong kürzlich den ausgefüllten Spielberichtsbogen ihres Teams dem Kampfgericht und den Schiedsrichtern vorlegen wollte, dachten diese zunächst, dass sie selbst zum Kampfgericht gehöre. „Irgendwann haben sie mich dann gefragt, was ich hier überhaupt mache. Ich musste dann auflösen, dass ich die Trainerin von den Jungs bin“, erzählt die 33-Jährige. Es sei einfach ungewohnt, dass eine junge Frau eine Männermannschaft trainiere, vermutet sie, an eine böse Intention glaubt sie nicht. „Ich finde, das wäre auch ein bisschen altmodisch, wenn Leute immer noch so denken würden“, sagt Volla, die die erste Mannschaft vor der Saison übernahm. Schlechte Erfahrungen hat sie bisher noch nicht gemacht. Anders erging es der früheren Zweitliga-Spielerin unmittelbar nachdem sie aus Griechenland nach Deutschland gekommen war und noch kein Deutsch sprach. Sie trainierte damals die erste Damen-Mannschaft der Hellenen, in der Lorenz, Duong und Storch als Spielerinnen aktiv sind. Manchmal bekam sie technische Fouls gegen sich oder auch mal einen Kommentar von gegnerischen Trainern, dass sie doch lieber wieder in ihrer Heimat trainieren solle.
Selbst in der eigentlich aufgeschlossenen Welt des Basketballs gibt es also noch viel zu tun. Der BC Hellenen München nimmt hierbei gerne eine Vorreiterrolle ein. „Für mich ist es wichtig, dass so viele Menschen, egal woher sie kommen, hier im Verein eine Familie und ein Zuhause gefunden haben. Wir umarmen alle, die eine Basketball-Familie suchen“, sagt Georgia Volla. Ob Mann oder Frau ist dabei völlig egal.