Melbourne – Tennis-Wunderkind Mirra Andrejewa sorgt bei den Australian Open schon früh für Furore. Die erst 16 Jahre alte Russin schaltete in ihrer Zweitrundenpartie die Weltranglistensechste Ons Jabeur aus Tunesien in nur 54 Minuten mit 6:0, 6:2 aus und zeigte sich gegen die dreimalige Grand-Slam-Finalistin in bestechender Verfassung. Andrejewa hatte im vergangenen Jahr in Melbourne noch bei den Juniorinnen gespielt und das Finale erreicht. „Im ersten Satz habe ich unglaubliches Tennis gespielt, das habe ich nicht von mir erwartet. Ich wollte es genießen und das habe ich gemacht“, sagte Andrejewa, die in der Weltrangliste bereits auf Rang 47 steht und erstmals eine Spielerin aus den Top-Ten besiegte.
Titelverteidigerin Aryna Sabalenka zog am Abend locker in die dritte Runde ein. Die Belarussin, die zum Auftakt der jungen Hamburgerin Ella Seidel keinerlei Chance gelassen hatte, bezwang die erst 16-jährige Tschechin Brenda Fruhvirtova 6:3, 6:2. Die frühere Weltranglistenerste Caroline Wozniacki (33) verpasste hingegen den Einzug in die dritte Runde. Gegen die Russin Maria Timofejewa unterlag die Dänin 6:1, 4:6, 1:6.
Auch bei den deutschen Damen hingen die Köpfe. Laura Siegemund stapfte völlig frustriert aus der John Cain Arena von Melbourne, Tamara Korpatsch schimpfte enttäuscht auf ihren maladen Rücken: Das Feld der deutschen Profis lichtete sich am vierten Tag weiter. Im Mittelpunkt standen aber der erneut wenig überzeugende Titelverteidiger Novak Djokovic und Andrejewa.
Siegemund haderte am Mittwoch mit „zu vielen einfachen Fehlern“ und einer alten Handgelenksverletzung, vom „besten Tennis ihres Lebens“, von dem sie nach ihrem Auftaktsieg noch gesprochen hatte, war die ambitionierte 35-Jährige weit entfernt. Gegen die lautstark angefeuerte Lokalmatadorin Storm Hunter unterlag sie mit 4:6, 6:3, 3:6, nun liegt der Fokus ganz auf dem Doppel.
„Ich habe sehr viele gute Matches gespielt, hatte von 0 auf 100 ein super Niveau. Dass dann mal so eine Schwankung drin ist wie heute, ist ein Stück weit normal – trotzdem ist das natürlich bitter“, sagte Siegemund, die im Vorjahr am Yarra River noch die dritte Runde erreicht hatte.
Korpatsch würde gerne überhaupt mal die dritte Runde eines Grand Slams erreichen, das klappte in Melbourne wieder nicht – auch, weil der Rücken streikte. „Ich habe fast geweint auf dem Platz, so etwas bei den Australian Open. So viel Pech kann man nicht haben“, sagte die 28-Jährige nach dem klaren 2:6, 2:6 gegen die tschechische Weltranglistenelfte Barbora Krejcikova.
Eine „Blockade aus dem Nichts“ hatte die Hamburgerin stark beeinträchtigt, die Schmerztabletten wirkten nicht rechtzeitig: „Ich bin ein bisschen verzweifelt, weil ich so fit war.“
Richtig fit wirkt Djokovic (noch) nicht. Der Grand-Slam-Rekordchampion ist in Melbourne auf der Suche nach altbekannter Souveränität. Der Serbe löste seine Zweitrundenaufgabe gegen den australischen Lokalmatadoren Alexei Popyrin erneut mit großer Mühe mit 6:3, 4:6, 7:6 (7:4) – schon in der ersten Runde hatte der zehnmalige Turnierchampion Probleme mit dem 18 Jahre alten Kroaten Dino Prizmic offenbart.
„Ich habe nicht mein bestes Tennis gespielt und bin noch auf der Suche nach meiner Form. Aber in den ersten Runden spielt man oft gegen Leute, die nichts zu verlieren haben“, sagte Djokovic, der ein wenig angeschlagen wirkte und nun auf den Argentinier Tomas Martin Etcheverry trifft: „Trotzdem habe ich einen Weg gefunden, in vier Sätzen zu gewinnen. Das zählt am Ende.“
Zuvor hatte Jannik Sinner sich in guter Form präsentiert. Der italienische Davis-Cup-Champion zog in Melbourne durch ein 6:2, 6:2, 6:2 gegen den Niederländer Jesper de Jong souverän in die dritte Runde ein und trifft auf Etcheverrys Landsmann Sebastian Baez.
Beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres zählt Sinner zum engsten Favoritenkreis, sein bestes Ergebnis in Australien ist der Viertelfinaleinzug 2022. sid