Handballer vor der Hauptrunde

Wiederholt sich die Geschichte?

von Redaktion

JÖRG HANAU

Ja, das Wintermärchen. Ein geflügeltes Wort in diesen Tagen, da die Handballer ihre Heim-Europameisterschaft spielen. Der Triumph bei der Heim-WM 2007 begeisterte damals die Nation: Deutschland einig Handball-Land. Zugegeben, es war eine Liebe auf Zeit, aber sie schmeckte so zuckersüß, dass nun die jungen Wilden um Trainer Alfred Gislason 17 Jahre danach wiederholen wollen/sollen, was ihnen Heiner Brand und seine Weltmeister seinerzeit hinterlassen haben. Eine schwere Bürde.

Zumal nach dem verlorenen Stresstest im letzten Gruppenspiel gegen Frankreich von der ersten Begeisterung rund ums Team nicht mehr allzu viel übrig geblieben ist. Die Gefühlswelt der deutschen Handwerker könnte nach dem Abschluss der Gruppenphase jedenfalls besser sein. Aber wenn wir schon mit zunehmender Penetranz auf die Heroen von 2007 verweisen, die Messlatte immer höher setzen, lohnt auch ein Blick zurück auf den Beginn der Reise durch das deutsche Winterwonderland. Wie war das damals wirklich? Die Partybilder aus Köln sind uns ja auch heute noch allgegenwärtig. In der Rückschau flimmern immer nur die Bilder des Jubels über den TV-Bildschirm. Aber wer erinnert sich noch an die Niederlage in der Vorrunde gegen Polen? Nach zwei Siegen gegen Brasilien und Argentinien zogen Kapitän Markus Baur und seine Kollegen nämlich nur als Gruppenzweite in die Hauptrunde ein.

Die öffentliche Ernüchterung war auch damals groß, Zweifel ob des ausgerufenen Medaillenziels waren berechtigt und provozierten trotzige Reaktionen: „Wir sind nicht hier, um Polen zu schlagen“, rief nach der 25:27-Niederlage gegen Polen etwa Rechtsaußen Florian Kehrmann den Journalisten zu. „Wir sind hier“, legte der heutige Trainer des TBV Lemgo nach, „um Weltmeister zu werden“. Kopfschütteln bei den Medienschaffenden. Meinte er das wirklich ernst? Zwei Wochen später waren die deutschen Handballer Weltmeister – und Kehrmann nach dem finalen Sieg gegen Polen ein gefeierter Prophet.

Was das für die Next Generation bedeutet? Nichts. Aber vielleicht wiederholt sich Geschichte ja doch. Den ersten Schritt auf dem Weg dorthin haben Golla, Knorr und Co. jedenfalls gemacht. Und ein Finale gegen Frankreich wäre sicherlich auch nicht das Schlechteste.

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