Im internationalen Sport spielt sich gerade ein Skandal ab – der bislang aber ziemlich unbemerkt geblieben ist. Der Eishockey-Weltverband IIHF hat israelische Nationalteams von seinen Turnieren ausgeschlossen. Man fragt sich unweigerlich: Hat Israel etwas angestellt, das eine solch sportpolitische Maßnahme rechtfertigen würde? Israel ist am 7. Oktober 2023 zum Opfer eines terroristischen Angriffs geworden. Die Begründung, warum die IIHF Israel vorläufig nicht mehr dabeihaben wolle: Man fürchte um die Sicherheit der anderen Teilnehmenden. Unausgesprochen steht die Bange im Raum, Israel, das viel Hass erlebt, könnte ein Event, bei dem es repräsentiert ist, zum Ziel von Attacken machen.
Israel, das muss man wissen, ist im Eishockey eine kleine Nummer. Ein Jahr hat die Männer-Nationalmannschaft in der B-Gruppe gespielt, der zweiten Liga des Welteishockeys, 2006 war das, und ist dabei sogar auf die Deutschen gestoßen. Stefan Ustorf, damals deutscher Nationalspieler und zuvor Profi in der NHL gewesen, ist beim Herabbeugen zum ersten Bully von seinem Gegenspieler um ein Autogramm nach dem Spiel ersucht worden. Jetzt sind die Israelis dritt-, ihre Frauen viertklassig und die jährlichen Weltmeisterschaften der Leistungsklasse exotische Veranstaltungen, die die IIHF aus den Erlösen der richtigen Weltmeisterschaft und der vor allem in Nordamerika vermarktbaren U 20-WM querfinanziert. Aber genau das ist die Verantwortung eines internationalen Verbands: den Sport weiterzuentwickeln, ihn in Länder zu tragen, in denen er in einer kleinen Rolle bestehen muss.
2021 hat die IIHF Haltung bewiesen, indem sie Belarus, wo nach einer gefälschten Wahl Protestierende niedergeknüppelt wurden, die Ausrichtung der WM entzog. Entschlossener als andere Verbände wies sie Russland die Tür, obwohl das sportlich absolut schmerzhaft war und ist. Umso erstaunlicher der Umgang mit Israel. Ein Akt vorauseilender Bequemlichkeit. Ja, wo Israelis auftreten, braucht es besondere Schutzmaßnahmen – doch es gibt keine Alternative dazu, als sie eben zu leisten. Auch in Serbien, Estland, Bulgarien, auf kleinen Eishockey-Märkten, wo diese Turniere stattfinden.
Ob die IIHF spürt, dass sie vom Sportgerichtshof CAS zurückgepfiffen wird? Die israelische U 20 lässt sie nun doch zur „WM Division III“ kommende Woche in Sofia zu. Die Bulgaren sagen, sie bekommen das sicherheitstechnisch hin. So soll und so muss es sein. Punkt.
Guenter.Klein@ovb.net