Er war ein großer Deutscher

von Redaktion

Finale Würdigungen bei der Trauerfeier für Fußballidol Franz Beckenbauer

VON GÜNTER KLEIN

München – Das Stadion ist ein Ort, an dem man Leistung honoriert. In der Allianz Arena ging es am Freitagnachmittag um die Würdigung der Leistung eines ganzen Lebens, des von Franz Beckenbauer. Zwischen den Reden liefen über die Videowände Filme voller Erinnerungen, und in einem der Clips ging es um den am 7. Januar 2024 verstorbenen Franz Beckenbauer als Gesamtkunstwerk. Man sah ihn noch einmal spielen, coachen, sich in der Welt bewegen, die WM 2006 nach Deutschland holen. Wie reagierten die Menschen, die an diesem doch noch sonnigen, aber doch kalten Tag nach Fröttmaning gekommen waren? Sie standen auf, sie klatschten, der Applaus steigerte sich, wollte nicht mehr aufhören. Doch wohin richtet man den Blick, wenn der, den es zu ehren gilt, nicht mehr da ist? Die Köpfe wandten sich hoch zum blauen Himmel über dem Stadion. Denn von dort oben hat er ja ganz sicher zugeschaut, der Franz.

Es gab Reden bei dieser Trauerfeier, die unter dem Motto „Franz. Spieler – Kaiser – Mensch“ stand. Es waren gute Reden mit prägnanten Sätzen, aber eindrucksvoller sind die stillen Szenen. Wie die Ehrung durch elf seiner Weggefährten und Freunde aus verschiedenen Generationen. Es war eine deutsche Weltauswahl, die, Blumen in den Händen, den Platz betrat und zum Mittelkreis schritt, um den herum lauter prachtvolle Kränze lagen: Rainer Bonhof, Andreas Brehme, Paul Breitner, Lothar Matthäus, Günter Netzer, Wolfgang Overath, Franz Roth, Karl-Heinz Rummenigge, Katsche Schwarzenbeck, Bastian Schweinsteiger, Berti Vogts.

Viel Polit-Prominenz war gekommen. Es war ein Zeichen der Feierlichkeit des Anlasses, das man jedem dieser Gäste die persönliche Betroffenheit abnahm und niemand mit Pfiffen begrüßt wurde. Die Redner traten auf eine riesige Bühne, die in der Nordkurve der Arena aufgebaut war. Um sie herum hatte auch das Vorprogramm stattgefunden. Der Tölzer Knabenchor sang den „Stern des Südens“ und „Fußball ist unser Leben“, die Blaskapelle Höhenkirchen-Siegertsbrunn stimmte „New York New York“ an, denn auch Amerika gehörte zu Beckenbauers Leben. „Ein Münchner Kindl, das zum Weltbürger wurde“, sagte Bayern-Präsident Herbert Hainer.

Es galt vieles zu würdigen, was der „Kaiser“ geleistet hatte. Vor allem aber ging es darum, seine menschliche Größe herauszuarbeiten. Hainer: „Jeder zerrte an ihm, doch er nahm sich immer Zeit für alle.“ Und weiter: „Die Welt hat zu ihm aufgeschaut, aber er nie auf die Menschen herab.“ Für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte Beckenbauer auch eine politische Größe. „Ich bin viel durch die Welt gereist und kann sagen: Es war ein diplomatisches Naturtalent und wurde zum besten Botschafter unseres Landes. Er hat sich um unser Land verdient gemacht, er war ein großer Deutscher. Und er hat uns einen neuen freundlichen Blick auf uns geschenkt.“

Das Sommermärchen 2006 nahm in den Beiträgen breiten Raum ein. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder meinte: „Mag man auch von Schatten reden – das Licht strahlt heller.“ Das war in diesem speziellen Rahmen an diesem speziellen Tag Konsens. Für den FC Bayern als Verein ist ohnehin klar, „dass er immer ein Kaiserreich bleiben wird“ (Hainer).

Das Musikstück, mit dem das Publikum aus der Arena geleitet wurde, war „Unforgettable“. Unvergesslich. Das sowieso.

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