Sarrazin spuckt Odermatt in die Suppe

von Redaktion

Franzose holt Freitags-Sieg auf der Streif – Dreßen gibt Abschied bekannt

Kitzbühel – Den Tag vor seinem letzten Rennen nutzte Thomas Dreßen schon dafür, so viele Erinnerungen wie möglich aufzusaugen. Er fuhr die Streif in Kitzbühel hinab, verfolgte die erste von zwei Abfahrten jedoch aus dem Starthaus am Hahnenkamm: Ein Rennen kann er seinem kaputten Knie noch abringen, das soll der Klassiker am Samstag sein. 40 000 Zuschauer, große Kulisse am Ort seines größten Triumphs. „Ich werd’ schon schau’n, dass ich da sicher runterkomme.“

Am Freitag sah Dreßen zunächst, wie sich bei der ersten Abfahrt zumindest zwei seiner zukünftig ehemaligen Teamkollegen respektabel verkauften. Beim Sieg von Cyprien Sarrazin, der als erster Franzose seit Luc Alphand 1997 auf der Streif gewann, belegten Dominik Schwaiger und Simon Jocher nach ihren mutigen Fahrten mit hohen Startnummern die Plätze 14 und 15. Alle anderen Deutschen kamen nicht in die Punkteränge.

Ihm sei immer klar gewesen, sagte Dreßen (30) so gefasst wie möglich bei der Ankündigung seines Abschieds, dass er nicht einfach so verschwinden wolle, sondern „dass ich bei einem Rennen meine letzte Fahrt machen will.“ Und nirgendwo geht dies besser als auf der größten Bühne, die sein Sport zu bieten hat. „Was gibt es Würdevolleres, als die Karriere in Kitzbühel zu beenden? Ich freue mich auf Samstag, ich werde alles mitnehmen, was ich kann.“

So wie Sarrazin am Freitag. Beim vierten Weltcupsieg seiner Karriere lag der Franzose hauchdünn vor Florian Schieder aus Italien (+0,05). Weltcup-Dominator Marco Odermatt aus der Schweiz, mit dem sich Sarrazin zuletzt in Wengen um den Sieg duelliert hatte, belegte Rang drei (+0,34). „Das ist eine verrückte Saison“, sagte der Sieger, „vielleicht realisiere ich heute Abend, dass ein Traum wahr geworden ist.“

Und Dreßen? Er tritt als der erfolgreichste deutsche Abfahrer der Geschichte ab – neun Jahre nach seinem ersten von dann nur 80 Starts.

Mit 30 Jahren wäre Dreßen im besten Alter für einen Abfahrer. Doch da war eben dieser Sturz im November 2018 in Beaver Creek, dessen Folgen sich erst nach und nach bemerkbar machten. Die Saison danach verlief noch grandios, dann aber ließen Dreßen die Probleme mit dem kaputten rechten Knie nicht mehr los. Bei einer Knorpel-Operation Ende Februar 2021 wurde ihm von den Ärzten gesagt, „dass ich mich darauf einstellen soll, das jetzt nicht zehn Jahre plus geht.“

Es ging gut bis kurz vor dem Ende des vergangenen Jahres, da schoss Dreßen beim Training wieder der Schmerz ins Knie. In Wengen fuhr er dann schwer gehandicapt, nach der Rückkehr fiel am Sonntag die Entscheidung. Seine Frau Birgit brachte gerade die kleine Elena ins Bett, und Dreßen verspürte „das Bedürfnis“, seine Siegesfahrt von Kitzbühel 2018 anzusehen. Dabei wurde ihm schnell klar: „So, wie du da gefahren bist, das geht nicht mehr, das funktioniert nicht mehr.“  sid

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