Kitzbühel/Köln – Das „Land der Berge, das Land am Strome“ ist in heller Aufregung. Was nicht außergewöhnlich ist, wenn die wichtigsten Skirennen des Jahres ausgetragen werden. Am Samstag und am Sonntag wird Kitzbühel brummen, erst bei der Abfahrt auf der Streif, dann beim Slalom am Ganslern, und wer nicht zu den Zehntausenden vor Ort gehört, wird mehrheitlich vor dem Fernseher sitzen. Und dann sind da ja noch die Handballer. Wie? Die Handballer?
Dass die Handball-Nationalmannschaft der Skination Österreich bei der EM in Deutschland mitspielt, das haben die meisten in der „Heimat großer Töchter und Söhne“, wie es im Text der Nationalhymne auch heißt, wohl erst mitbekommen, als gegen Spanien das „Wunder von Mannheim“ (Tiroler Tageszeitung) mit dem Einzug in die Hauptrunde gelang. Dass es nun am Samstag gegen Deutschland geht, rückt die Mannschaft erst recht in den Blickpunkt.
„Wir können es kaum erwarten. Es ist einfach eine riesengroße Vorfreude“, sagte Rückraumspieler Nikola Bilyk nach dem 30:29 gegen Ungarn. Der Star des THW Kiel versprach: „Wir gehen voll rein und schauen, was wir holen können über 60 Minuten.“ Der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig Robert Weber betont vor dem Duell mit dem großen Nachbarn: „Wir erstarren nicht vor Ehrfurcht, sondern gehen mit breiter Brust aufs Feld.“
Zunächst aber benötigt Österreich offenbar Nachhilfe-Unterricht. Der Kurier aus Wien druckte auf seiner Titelseite sämtliche „Gesichter der Sensation im Handball“ ab, damit die bislang eher unbekannten Namen der Spieler, Trainer und Betreuer eben ein Gesicht haben. Dazu erklärte das Blatt dem geneigten Leser, wer welche Rolle hat in der Mannschaft. Und damit auch allen klar ist, wie es beim Handball so zugeht, gab es dazu noch eine ausführliche Regelkunde. Normalerweise sei Handball in Österreich eine „Randsportart“, sagt Weber, stellt nun aber erstaunt fest: „Jetzt sind wir überall. Wir werden da so ein bisschen ferngehalten, aber es ist abartig. Es geht zu, das ist Wahnsinn. Aber auch zurecht und auch verdient, finde ich. Das ist einfach hammergeil.“ Bilyk ergänzte nicht ohne Stolz: „Wir entfachen eine riesengroße Euphorie in Österreich.“
Dass in Deutschland gerade Wundersames geschieht, spielt zunehmend eine Rolle: „Das Märchen geht weiter“, jubelte die auflagenstarke Kronen-Zeitung und stellte genüsslich fest: „Auch wenn am Samstag viel für die Gastgeber spricht: Der liegt in der Tabelle aber hinter Österreich.“ sid