München – Protokollarisch war Uli Hoeneß nicht der Hauptredner bei der Trauerfeier für Franz Beckenbauer. Doch die Dramaturgie sah ihn – abgesehen von Kardinal Marx, der seinen Segen sprach – als Letzten mit einem größeren Wortbeitrag vor. Und der hatte es in sich. Der Ehrenpräsident des FC Bayern verlor sich nicht in Floskeln, wie sie bei einem Totengedenken üblich sind, sondern gestaltete seine Ansprache sehr persönlich. Und politischer als all die anwesenden Vertreter des politischen Fachs.
Zunächst holte er noch einmal die alten Schmonzetten aus der Schatulle, von der ersten Begegnung 1970 („Sage ich Herr Beckenbauer zu ihm? Er kam auf mich zu: I bin der Franz“) bis zum Beckenbauerschen Hotelflurtanz vor Sepp Blatters Zimmer 2000, am anderen Ende der Welt, als ihn die Kunde von der überraschenden Meisterschaft des FC Bayern erreichte. Er rühmte die Seite Beckenbauers, die die Öffentlichkeit oft gar nicht wahrnahm: „Er war extrem fleißig, ein Superprofi, nie unpünktlich.“ Und natürlich ein besonderer Mensch: Er hat nie nach oben gebuckelt und nach unten getreten – bei ihm war’s umgekehrt.“
Vor allem möchte Uli Hoeneß aber was zum großen Komplex 2006 loswerden. Nämlich: „Die Allianz Arena wäre nie gebaut worden, wenn Franz nicht die WM nach Deutschland geholt hätte. Das war sein Meisterstück.“ Die Enthüllungen rund um die Vergabe, die 2015 die Nachrichtenlage bestimmten, nannte Hoeneß „eine unsägliche Medienkampagne“, kleingeistig; dass sich in die Nachrufe auch Kritik mischte, ärgert ihn.
Wenn es das Bild eines Beckenbauer-Vermächtnisses gebe, dann das der schwarz-rot-goldenen Fahnen von 2006. Hoeneß: „Da müssen wir wieder hinkommen, dass alle stolz sind in unserem Land. Aber ich möchte deutlich betonen, dass ich bei diesem Prozess die AfD nicht dabeihaben will.“ gük