Sieben Punkte Vorsprung

Bayer macht es jetzt wie Bayern

von Redaktion

HANNA RAIF

Schon seit mehreren Spieltagen hat Thomas Müller die Hoffnung, dass es irgendwann passiert. Und man muss ja auch sagen, dass es am Samstagabend sehr lange sehr gut aussah für den FC Bayern. Bis es in Leipzig in die Nachspielzeit ging, konnten Müller und Co. davon ausgehen, dass am Mittwoch ihre Stunde schlagen würde. Denn hätte Leverkusen bei RB tatsächlich zwei Punkte liegenlassen, wäre im Nachholspiel gegen Union Berlin der Sprung an die Tabellenspitze möglich gewesen. Ein guter Plan aus roter Sicht – aber er wurde ohne Bayers Last-Minute-Torschütze Piero Hincapie und Werder Bremen ausgeheckt. Am Ende des Wochenendes waren es nicht vier, sondern sieben Punkte Rückstand auf den Tabellenführer. Garniert mit der Gewissheit, dass man aus eigener Kraft nun nicht mehr Meister werden kann.

Das Paradoxe an diesem Bundesliga-Spieltag allerdings sind nicht die nackten Zahlen. Sondern die Erkenntnis, dass Bayer plötzlich etwas kann, das Bayern bei der ersten Niederlage gegen Werder seit mehr als 15 Jahren nicht konnte. Denn auch wenn Leverkusen nun schon zum zweiten Mal hintereinander (3:2 in Leipzig, 1:0 in Augsburg) erst in allerletzter Sekunde drei Punkte sicherte, darf man nicht von „Dusel“ sprechen. Wer, wenn nicht Bayern, weiß, dass entscheidende Aktionen in den letzten Szenen des Spiels selten von Glück, sondern von Selbstvertrauen geprägt sind? Bis zuletzt an sich zu glauben, auf den Lucky Punch zu warten, ist eine Qualität, die große Teams auszeichnet. So wie Leverkusen, das jetzt auch die Spiele gewinnt, die etwa Dortmund in den letzten Jahren nicht gewonnen hat.

Für Unruhe in München hätte allein dieser Fakt sorgen können, nach der eigenen Blamage aber ist sowieso Alarmstimmung. Denn hat man bis jetzt den Tabellenplatz noch auf den Fakt schieben können, dass Leverkusen einfach überragend punktet, muss man sich ab sofort an der eigenen Nase packen. Spaß macht das nicht! Und es ist durchaus möglich, dass man im Mai, wenn die Schale vergeben wird, noch einmal diese Bilder aus Augsburg und Leipzig sowie vom Bayern-Spiel gegen Bremen sehen wird. Jedem ist bewusst, dass es sowohl am vergangenen als auch an diesem Wochenende anders hätte laufen können – dann hätte Leverkusen nun vier Punkte weniger auf dem Konto. Weil es aber lief, wie es lief, lohnen sich Wetten auf das Team von Xabi Alonso nun noch deutlich mehr als zum Jahresbeginn.

Hanna.Raif@ovb.net

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