Giannikis beendet das Leiden

von Redaktion

Die Löwen treffen und siegen wieder: 4:1 zum Start – wie einst Bierofka

VON ULI KELLNER

München – Für einen heißblütigen Griechen blieb Argirios Giannikis erstaunlich cool. Als sein furioser Einstandssieg als 1860-Coach perfekt war, ballte er die Fäuste, umarmt seine neuen Kollegen rund um die Trainerbank. Später, bei der Analyse vor der Presse, sagte er dann geschäftsmäßig: „Wir wollten einen Neustart haben. Ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen. Wir haben schöne Tore herausgespielt. Es war in der Summe auch ein verdienter Sieg. Aber es war nur ein erster Schritt. Den gilt es jetzt zu bestätigen.“

Aus Giannikis sprach der umsichtige Fußballlehrer, der schon nach Abpfiff des 4:1 gegen Duisburg die nächste Aufgabe im Blick hatte: am Dienstag bei den Last-Minute-Siegern des VfB Lübeck (2:1 gegen Mannheim). Es hätte ihm am Samstag aber sicher jeder verziehen, wenn er bei seiner sachlichen Einordnung auch ein bisschen die emotionale Dimension seines Erstauftritts als 1860-Coach herausgearbeitet hätte. Nicht nur, dass Giannikis das seltene Kunststück fertigbrachte, sein erstes Spiel im neuen, schwierigen Umfeld zu gewinnen – vor ihm war das letztmals Daniel Bierofka vergönnt (ebenfalls 4:1 – beim Regionalligastart 2017 in Memmingen). Nein, er sorgte auch noch dafür, die seit dem 11. November währende Pflichtspielflaute zu beenden: Nach exakt 501 trefferlosen Minuten schlug es erstmals im MSV-Tor ein. Und damit nicht genug: Mit einer Niederlage, die allerdings kaum möglich war gegen erschreckend schwache Duisburger, wäre das Feld zwischen den Plätzen 15 und 19 so zusammengeschnurrt, dass die zerstörerischen Kräfte des Abstiegskampf womöglich auch die nächsten Wochen des Neuanfangs negativ beeinflusst hätten.

So jedoch können die Löwen gestärkt nach Lübeck reisen. „Ich glaube, dass es immer wichtig ist, gut in die Rückrunde zu starten“, sagte der reaktivierte Co-Sechser Marlon Frey. Und Doppeltorschütze Morris Schröter, der überragende Mann auf dem Platz, war so fair, bei seiner Analyse auch die Verdienste von U 21-Coach Frank Schmöller herauszuarbeiten, der ja noch mal für die erste Hälfte dieser Januarvorbereitung eingesprungen war. „Ich würde unserem neuen Trainer den Sieg nicht alleine zuschustern“, sagte Schröter. Speziell in Sachen Torabschluss sei es der Ex-Stürmer Schmöller gewesen, der das Team vorangebracht habe.

Und wie! Julian Guttau hielt einfach mal drauf in seiner neuen Rolle als zweite Spitze (15.). Schröter ließ sich nicht beirren, als er bei seinem ersten Solo einen Haken zu viel setzte – später kam er ohne Schnörkel zweimal ins Ziel (23, 53.). Und Fynn Lakenmacher – auch das größte Sorgenkind unter Ex-Trainer Maurizio Jacobacci zeigte am Samstag, dass er grundsätzlich weiß, wo das Tor steht. Artistischer Seitfallzieher nach Hereingabe von Schröder (58.). „Jo“, sagte der blonde Hüne cool: „War sehr geil heute. Es hat richtig Spaß gemacht. Wir waren vorne sehr effizient – und hinten haben wir wenig zugelassen.“ Duisburgs Anschlusstreffer durch einen Bakir-Kopfball (72.) – verschmerzbar. Und der einzige Schönheitsfehler an einem Samstag, der ansonsten allen Löwen Mut spendete.

Auch mit Blick auf Dienstag in Lübeck? Ja, sagte der in seiner ganzen Körpersprache verwandelte Lakenmacher: „Man sieht eine klare Handschrift. Es ist eine ganz neue Aura.“ Nun gelte es, „an das Spiel heute anzuknüpfen – mit der ganzen Wucht und Dynamik.“ Giannikis hätte nichts dagegen. Und auch Präsident Robert Reisinger, zurück aus dem Vietnam-Urlaub, denkt wieder positiv. „Dresden hat verloren“, stellte er schon in der Halbzeitpause fest: „Jetzt können wir den Abstand nach oben verkürzen.“ Am Samstag klang es noch wie ein Scherz.

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