Melbourne – Alexander Zverev daddelte am freien Tag eine Runde Mario Kart und pflegte die „Blutblasen“ an seinen geschundenen Füßen, dann richtete der Tennis-Olympiasieger voller Entschlossenheit den Fokus auf das Kracher-Duell mit dem spanischen Superstar Carlos Alcaraz im Viertelfinale der Australian Open.
„Ich bin nicht im gleichen Zustand wie bei den US Open. Ich bin nicht tot. Ich erwarte, dass es ein ganz anderes Spiel wird“, sagte Zverev vor dem Showdown (ca. 11.00 Uhr MEZ/Eurosport) in der Rod Laver Arena. Gegen den Wimbledonsieger ist der Hamburger nach großen Leistungsschwankungen der Underdog, fünf Stunden stand er in Melbourne bisher länger auf dem Platz als der souveräne Alcaraz. An der Kraft soll es aber nicht scheitern. Er habe vor dem Duell noch „100 Prozent“ Sprit in seinem Tank, versicherte Zverev, der beim Fünfsatz-Krimi im Achtelfinale gegen den Briten Cameron Norrie über vier Stunden brauchte.
Bei den US Open in New York war Zverev im Herbst in einer ähnlichen Situation, auch da ließ er im Turnierverlauf viel Kraft und war gegen Alcaraz im Viertelfinale chancenlos (3:6, 2:6, 4:6).. Das soll nun anders sein. „Wenn man weniger spielt, ist man frischer. Aber ich fühle mich gut“, versicherte Zverev, der beim ersten Grand Slam des Jahres zum zweiten Mal in seiner Karriere ins Halbfinale kommen möchte.
Was mutmacht: Vier Siege hat Zverev gegen die aktuelle Nummer zwei der Welt bisher geholt – aus sieben Spielen. Auch deshalb ist Alcaraz gewarnt. Beim bislang letzten Aufeinandertreffen bei den ATP Finals im November behielt die deutsche Nummer eins die Oberhand. „Er ist ein großartiger Spieler. Es ist immer ein harter Kampf, ich muss mein bestes Niveau spielen“, sagte Alcaraz, der dennoch „mit viel Selbstvertrauen“ ins Viertelfinale geht: „Ich fühle mich von Tag zu Tag besser.“
Zverev weiß um die Schwere der Aufgabe gegen den 20-Jährigen. Am Ende des Tages „würde man am liebsten das ganze Turnier gegen jemanden spielen, der 120 in der Welt steht“, sagte Zverev bei Eurosport, aber „nur die besten Spieler sind noch hier“.
Und selbst für die wird es nun eng. Der US-Amerikaner Taylor Fritz (Weltranglisten-Zwölfter) musste sich am Mittwoch verabschieden. Gegen Novak Djokovic (36) hatte er beim 7:6 (7:3), 4:6, 6:2, 6:3 wenig Chancen. Allerdings wusste der Weltranglisten-Erste aus Serbien erneut nicht komplett zu überzeugen. Im ersten Satz musste er zwei Satzbälle abwehren, den zweiten Durchgang gab er ab. Erst später riss der Titelverteidiger die Partie an sich. Im Halbfinale am Freitag bekommt es der 36-Jährige mit dem Südtiroler Jannik Sinner zu tun. Der 22-Jährige fertigte den Russen Adrey Rublev 6:4, 7:6 (5), 6:3 ab.
Einen intensiveren Arbeitstag erlebte auch Coco Gauff (19). Die US-Open-Championesse hat nach einem Kraftakt über drei Stunden das Halbfinale erreicht. 7:6 (8:6), 6:7 (3), 6:2 besiegte sie die Ukrainerin Marta Kostjuk. „Ich bin sehr glücklich und stolz“, sagte Gauff, die erstmals im Halbfinale von Melbourne steht und im ersten Satz einen 1:5-Rückstand drehte. Im Halbfinale trifft sie auf Titelverteidigerin Aryna Sabalenka, die die tschechische Weltranglistenelfte Barbora Krejcikova souverän 6:2, 6:3 schlug. sid