Guerreiro erlöst Bayern und Tuchel

von Redaktion

Ein Treffer reicht zum Pflichtsieg gegen Union – Sorgen um Upamecano

VON HANNA RAIF UND MANUEL BONKE

München – Dass diese Partie, die gestern Abend in der Allianz Arena mit 53 Tagen Verspätung angepfiffen wurde, eine „sehr wichtige“ ist, hätte Christoph Freund mit Blick auf die turbulenten letzten Tage beim FC Bayern eigentlich nicht mehr erwähnen müssen. Aber der Sportdirektor tat es kurz vor Anpfiff der Nachholpartie gegen Union Berlin trotzdem. Man sah allen Beteiligten die Anspannung an, die sieben Punkte Rückstand auf Tabellenführer Leverkusen und ein blamabler Auftritt gegen Werder Bremen mit sich gebracht haben. Genauso aber sah man Thomas Tuchel und Co. die Erleichterung nach Abpfiff dieses 1:0 (0:0) an. Fußballerisch weit ausbaufähig, ergebnistechnisch nicht hoch genug einzuordnen.

Raphael Guerreiro war es, der 33 Sekunden nach Wiederanpfiff für das Tor des Abends sorgte (46.) und die Bayern somit zumindest auf vier Punkte an die Tabellenspitze heranbrachte. Der Auftritt wird dennoch nicht reichen, um das Krisengerede verstummen zu lassen, am Samstag in Augsburg muss nachgelegt werden. Dort allerdings wird es wohl ohne Dayot Upamecano gehen müssen, der mit einer Oberschenkelverletzung vom Feld ging und die Sorgen in der ohnehin dünnen Abwehrreihe noch mal verstärkte.

Thomas Tuchel hatte mit Blick auf die Aufstellung das gemacht, was sich am Tag zuvor abgezeichnet hatte: Guerreiro verteidigte anstatt von Alphonso Davies hinten links und machte so auf der Sechs Platz für Leon Goretzka, der erstmals seit Anfang Dezember in der Bundesliga-Startelf stand. Der Plan dahinter war klar: Neue Spieler sollten punktuell neuen Schwung bringen. Er ging allerdings nur bedingt auf.

Worum es an diesem Tag ging, hatte jeder verstanden – Joshua Kimmich aber gab es seinen Mitspielern lieber mit auf den Weg. „Los, los, los, Tempo, Tempo, Tempo“, war da in der Allianz Arena zu hören, als die Fans – mal wieder – die ersten zwölf Minuten schwiegen. Es war die Phase, in der man den Bayern zwar ansah, dass sie es besser machen wollten als gegen Werder. Das Spiel war schneller, es war Betrieb im Berliner Strafraum. Aber alles, was die eigentlich so begnadeten Offensivspieler rund um die Sturmspitze Harry Kane machten, wirkte verkrampft.

72 Prozent Ballbesitz und 15:2 Torschüsse gab es in der ersten Halbzeit zu sehen. Zwingend aber waren die wenigsten. Leroy Sané haderte schon nach drei Minuten mit dem ersten Schuss-Versuch, es folgten Aktionen von Kingsley Coman (11./24.), Konrad Laimer (12.), zwei Kopfbälle von de Ligt (6./18.), Schüsse von Goretzka (27.) und Kimmich (30.) – aber kein Tor. Die Bayern taten sich schwer gegen eine Berliner Mannschaft, die sich voll und ganz aufs Verteidigen konzentrierte. Zu Beginn – und auch später, als Union früh auf Kevin Volland verzichten musste, der nach einem Luftduell übel auf den Rasen knallte und in der 25. Minute das Feld verließ.

Bayern ließ die besten Gelegenheiten zur Führung vor der Halbzeit durch Sané und Goretzka aus. Zur Pause – es hatte sich schon angedeutet – musste Upamecano vom Feld. Eric Dier feierte sein Debüt – und auch gleich ein Tor. Harry Kane kam erstmals zum Abschluss, vom Pfosten prallte der Ball zu Guerreiro, der im Gewühl aus zehn Metern einnetzte. Erlösend für alle. Kanes vermeintliches 2:0 wurde kurz danach wegen Abseits vom VAR aberkannt.

Bayern war besser im Spiel, verpasste es aber, nachzulegen – und so wurde auch Neuer noch geprüft. Union-Trainer Nenad Bjelica flog nach Tätlichkeit gegen Sané, es war plötzlich Gift im Spiel. Am Ende fieberten alle dem Abpfiff entgegen. Er kam. Pflichtsieg – und so wichtig!

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