München – Nach dem Abpfiff kam Mansour Ouro-Tagba (19) aus dem Grinsen kaum mehr heraus. Freudestrahlend stand der Stürmer am Mikrofon bei MagentaSport, um nach dem 1:1 in Lübeck über einen aus seiner Sicht fast perfekten Abend zu sprechen.
In der 75. Minute eingewechselt, in der 79. zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung getroffen. Dank Ouro-Tagba, der nach einer Flanke des ebenfalls eingewechselten Manfred Starke per Kopf sein erstes Drittligator markierte, darf sich der TSV 1860 München zumindest in diesem noch sehr jungen Drittligajahr ein bisschen unbesiegbar fühlen.
„Das hat sich super angefühlt. Ich bin dankbar für die Chance und auch sehr glücklich“, sagte Ouro-Tagba nach seinem starken Kurzeinsatz vor 6183 Zuschauern im Stadion an der Lohmühle. „Schade, dass wir noch den Ausgleich gekriegt haben. Aber ich bin offen für mehr.“ Doch wer ist der junge Stürmer überhaupt?
Echtes Eigengewächs:
Kaum zu glauben: Schon seit 2013, also seit elf Jahren, trägt Mansour den Löwen auf der Brust und weiß-blau im Herzen. 2004 wird Ouro-Tagba in New York geboren. Im Alter von drei Monaten geht es für ihn mit seinen Eltern über den Großen Teich nach München. Dort wächst er in Milbertshofen auf, fängt beim SV Olympiadorf das Kicken an. Bei einem Jugendturnier wird er schließlich von einem Scout der Löwen entdeckt. Kurios: Dem jungen Mansour ist Sechzig damals noch nicht wirklich ein Begriff. Als er schließlich zu einem Probetraining nach Giesing eingeladen wird, hilft deshalb seine Mama mit etwas Nachdruck nach, sich dort auch zu zeigen. Mit Erfolg: Mansour überzeugt, wird erst in einen Förderkader aufgenommen – und schließlich in die U 10. Seitdem durchlief er alle Jugend-Mannschaften der Löwen.
Familienmensch:
Ouro-Tagba gilt als einer, dem die Familie sehr wichtig ist. Seine Mama arbeitet als Taxifahrerin, sein Papa bei Fisch Witte am Viktualienmarkt. Obwohl in New York geboren, ist US-Sport (Basketball, Football) nicht wirklich sein Ding. In seiner Freizeit trifft er sich mit seinen Kumpels gerne zu einer Runde Bowling oder Tischtennis. Sein fußballerisches Vorbild ist Belgien-Star Romelu Lukaku.
Jacobacci-Attacke:
Bei der 0:2-Pleite am 34. Spieltag der vergangenen Saison debütierte der 1,90 m lange Stürmer in der 3. Liga. Obwohl er anschließend seinen ersten Profi-Vertag unterschrieb, ließ in Maurizio Jacobacci bis zu seinem Aus links liegen. Der Ex-Coach leistete sich sogar ein Verbal-Foul gegenüber Mansour. „Er ist Stürmer. Er kann nicht köpfen. Das ist eine Grundvoraussetzung“, sagte er, nachdem er zuvor diverse andere Dinge an ihm harsch kritisiert hatte. Sein erstes Profi-Tor schoss Ouro-Tagba jetzt – na klar – per Kopf!
Löwen-Zukunft: Seit elf Jahren bei Sechzig – aber wie lange noch? Die Bosse an der Grünwalder Straße 114 sehen großes Potential in Ouro-Tagba. „Er ist ein junger Spieler, wir arbeiten mit ihm und haben auch den Mut, ihn zu bringen“, sagt Trainer Argirios Giannikis (43).
Doch sein Vertrag läuft im Sommer aus – und verlängert sich nach unseren Informationen automatisch nur nach einer bestimmten Anzahl an Drittliga-Einsätzen, die bis zum Saisonende nur noch schwer zu erreichen ist. Wollen die Löwen Ouro-Tagba halten, ist durchaus Eile geboten. Vor ein paar Wochen flatterte Mansour schon eine Einladung des togolesischen Verbandes ins Haus: Für Ende Januar lud ihn das Heimatland seiner Eltern zu einem internationalen Turnier der A-Nationalmannschaft ein. Doch Ouro-Tagba sagte vorerst ab – um sich bei 1860 durchsetzen zu können, wo er auch die Wintervorbereitung komplett bei den Profis durchzog. „Es war immer schon ein Traum für mich, in der dritten Liga zu treffen. Ich hoffe, ich kann am Samstag wieder ein Tor schießen“, strahlte er nach dem 1:1 in Lübeck. Macht er gegen Sandhausen so weiter, werden auch die Fans („Die geilsten, die ich je gesehen habe!“) ähnlich grinsen wie er.