„Ich werde langsam erwachsen“

von Redaktion

BIATHLON Björndalen über seinen 50. Geburtstag, seine Kinder und deutsche WM-Chancen

Er hat alles gewonnen, was es im Biathlon zu gewinnen gibt: 20 mal ist er Weltmeister geworden, acht Mal Olympiasieger. Jetzt verfolgt Ole Einar Björndalen seinen geliebten Sport als TV-Experte. Auch bei den anstehenden Weltmeisterschaften in Nove Mesto wird der Rekord-Winterolympionike für den norwegischen Sender TV2 an der Strecke stehen. Zuvor feiert er aber noch einen besonderen Geburtstag.

Herr Björndalen, Sie werden an diesem Samstag 50 Jahre alt. Wie fühlen Sie sich dabei?

Ach, 50 ist nur eine Zahl. Ich habe das Gefühl, ich werde langsam erwachsen. Das ist schön. Ich habe jetzt eine Familie mit zwei Kindern. Es ist ein schönes Leben. Ich hatte sehr viel Glück. Und ich hoffe, dass ich noch 50 weitere schöne Lebensjahre habe.

Wie werden Sie feiern?

In der Familie, im kleinen Kreis. Es sind nur wir vier und die Eltern von Darja (Domratschawa, Ex-Biathletin und Björndalens Frau, Anm. der Redaktion). Wir feiern also nur mit sechs Leuten. Es wird ganz ruhig und entspannt.

Ruhig und entspannt: Ist so auch Ihr Familienleben?

Wir haben eine sechs Monate alte Tochter, Mira. Mit ihr ist Darja natürlich sehr beschäftigt. Sie macht das toll. Ich helfe, wo ich kann. Ich mache sehr viel mit unserer älteren Tochter (der siebenjährigen Xenia, Anm. d Red.). Das Leben mit Kindern ist wirklich schön. Jede zweite Woche bin ich ja noch beim Biathlon-Weltcup unterwegs. Da ist es toll, wenn du nach Hause kommst und deine Familie wartet auf dich.

Dazwischen reisen sie als Experte für den norwegischen TV-Sender TV2 mit dem Weltcup-Tross umher. Sind so dem Biathlon-Sport weiter eng verbunden. Wie empfinden Sie diese Aufgabe?

Es ist interessant. Ich bin nicht einfach nur ein Kommentator, ich muss meine Experten-Meinung abgeben. Dabei versuche ich einfach, ich selbst zu sein. Der Job ist natürlich mit viel Vorbereitung verbunden. Ich spreche sehr viel mit norwegischen, deutschen, italienischen oder Schweizer Athleten, ich versuche immer informiert zu sein. Nervös bin ich allerdings nicht, wenn ich vor der Kamera stehe. Das mache ich schon lange genug.

Wie nehmen Sie die Athleten, die „jungen Kollegen“ wahr?

Richtig nah dran an den Athleten war ich natürlich, als ich von 2019 bis 2022 Trainer der chinesischen Mannschaft war. Jetzt nehme ich sie vor allem vor dem Rennen wahr, bemerke wie die Anspannung, die Nervosität vor dem Start wächst.

Das nächste Mal werden sie bei der Biathlon-WM in Nove Mesto für TV2 im Einsatz sein. Welche Erinnerungen haben Sie an den tschechischen Ort?

Vor allem erinnere ich mich an eine unglaubliche Stimmung. Zu den Rennen in Nove Mesto kommen 35 000 Zuschauer, das ist fantastisch. Am Schießstand ging oft ein schwieriger Wind, die Strecke war manchmal etwas schwierig, der Schnee wurde schnell dreckig. Ich erinnere mich auch an die Weltmeisterschaft 2013. Im Sprint wurde ich damals Vierter. Ich war 19 Sekunden hinten. Ein Fehlschuss hat mir das Podest gekostet.

Und bei der WM in diesem Jahr: Sind Ihre norwegischen Landsleute zu schlagen?

Bei den Männern brauchen die anderen Nationen schon viel Glück, wenn sie etwas gewinnen wollen. Die Norweger sind unglaublich stark. Aber Benedikt Doll hat in dieser Saison auch schon zwei Sprints gewonnen. Das ist das schwierigste Rennen. Auch wenn er zuletzt am Schießstand instabil war, ich glaube die Strecke in Nove Meste könnte ihm gut liegen. Sie ist technisch nicht so anspruchsvoll. Auch Justus Strelow hat vielleicht auf der 20-Kilometer-Distanz, im Einzel, Möglichkeiten.

Sie räumen den Deutschen also Chancen ein?

Sie sind viel besser diese Saison. Im letzten Jahr bei der Weltmeisterschaft waren die deutschen Frauen gut, aber für die Männer war es ja ein Drama. Ich bin froh, dass sie zurück sind. Wir brauchen dieses deutsche Team. In dieser Saison haben sie gutes Wachs. Ich habe das Gefühl, mit dem fluorfreien Wachs kommen die Deutschen in diesem Winter sehr gut zurecht.

Wie oft gehen Sie selbst noch auf die Strecke?

Manchmal gehe ich Langlaufen, das macht natürlich Spaß. Allzu oft bin ich allerdings nicht auf Ski, da verliert man natürlich Kraft. Eher mache ich tatsächlich Crosslauf.

Interview: Katharina Brumbauer

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